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Gleitaar
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3. Juni 2025 

 

Die Greifvögel Europas - Vortrag von Markus Jais

 

Gut, dass der Saal im Restaurant „La Fattoria“ groß genug ist. 45 Ornis kamen am Dienstag Abend zum Orni-Stammtisch, um sich von Markus Jais (LBV Dachau) über „Die Greifvögel Europas“ informieren zu lassen.

 

In einem sehr ausführlichen und informativen Vortrag behandelte Markus Jais diverse Aspekte des Greifvogelschutzes in Europa und stellte quasi en passant einzelne Greifvogelarten Europas mit Lebensraum und Verbreitung vor. Das ging von den unterschiedlichen Adler- und Geierarten bis zum  Gleitaar und zum Sperbergeier, die als  Neubürger in Europa zu betrachten sind. Der Gleitaar ist bereits in Südeuropa als Brutvogel etabliert, beim Sperbergeier gibt es bislang Mischbruten mit dem Gänsegeier. 

  

In Europa sind inzwischen alle Greifvogel- und Falkenarten geschützt. Trotzdem lauern immer noch viele Gefahren auf die Greifvögel. Illegale Verfolgung und Vergiftung gibt es immer wieder. In Deutschland ist hiervon vor allem der Habicht betroffen, in Spanien wurden bspw. in den Jahren 1990 – 2005 über 350 Mönchsgeier vergiftet. Die Aufklärungsquote bei diesen Vergehen ist vergleichsweise gering und meist sind die verhängten Strafen auch nicht abschreckend genug. Bessere Aufklärung der beteiligten Personen (Jäger, Landwirte, etc.) sowie eine bessere und strengere Strafverfolgung wären notwendig.

Hardangervidda in Norwegen
Hardangervidda in Norwegen

 

Ein weiteres Problem im Zusammenhang mit den Greifvögeln ist die Verwendung bleihaltiger Munition bei der Jagd bspw. auf Wasservögel. Es finden sich aber auch Bleireste von entsprechender Munition in erlegtem Wild wie Reh und Hirsch. In Deutschland ist vor einigen Jahren jeder 4. totgefundene Seeadler an einer Bleivergiftung eingegangen. Ein Verbot bleihaltiger Munition ist in Deutschland bereits teilweise ausgesprochen, hier wären schärfere Vorschriften sinnvoll.

 

 

Ein weiterer Baustein bei der Gefährdung der Greifvögel ist die Lebensraumzerstörung bspw. durch die Zerstörung von Feuchtgebieten und die intensive Land- und Forstwirtschaft. Dies führt u.a. zu einer Verinselung von Populationen und zur Reduktion von Beutetieren.  Unberührte Lebensräume wie die Hardangervidda in Norwegen oder die Extremadura in Spanien  sind im dicht besiedelten Europa leider sehr selten geworden.

 

 

Stromleitungsopfer Uhu (Foto: Dieter Haas)
Stromleitungsopfer Uhu (Foto: Dieter Haas)

In den 60er bis 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts war die schleichende Vergiftung durch den Einsatz von Pestiziden (wie zB DDT) ein großes Problem. Die Pestizide hatten sich im Körper der Greifvögel (zB Wanderfalken, Seeadler) angesammelt und hatten Auswirkungen auf die Dicke der Eischalen. Die Altvögel haben das zwar überlebt, aber der Bruterfolg bleib im Wesentlichen aus. Durch das Verbot von DDT (inzwischen weltweit mit wenigen Ausnahmen) konnte dieses Problem gelöst werden. Inzwischen haben sich die Bestände dieser Vogelarten wieder erholt. In D gibt es inzwischen mehr als 1000 Brutpaare des Seeadlers, nachdem es in den 80er Jahren in der alten Bundesrepublik nur noch 4 Brutpaare gab.

 

Ein weiterer Aspekt im Vortrag von Markus Jais war die Problematik der ungesicherten Stromleitungen. In Deutschland sollten laut BNatschG bis 2012 alle Leitungen gesichert sein. Die Umsetzung geschieht schleppend, ist aber bei uns schon weit fortgeschritten. Ungesicherte Leitungen können bei den Energieversorgungsunternehmen gemeldet werden. Durch eine entsprechende technische Gestaltung können hier die Opferzahlen drastisch reduziert werden. 

Mönchsgeier (Foto: Juan Lacruz, CC BY-SA 3.0)
Mönchsgeier (Foto: Juan Lacruz, CC BY-SA 3.0)

Weitere Aspekte im Vortrag waren die Klimawandel und die Windkraft.  Bei der Windkraft gibt es bei einigen Arten wie Rotmilan und Seeadler hohe Opferzahlen. Eine gewisse Hoffnung gibt es hier durch entsprechende Abschaltvorrichtungen, die beim Anflug einer Großvogelart die Windräder bremst bzw. abschaltet. Dies führt zu einer deutlichen Reduktion der Kollisionsproblematik. Entsprechende System werden bereits eingesetzt.

 

Trotz aller vorhandenen Probleme im Greifvogelschutz kam Markus Jais zu dem Schluss, dass „Greifvogelschutz funktioniert“. An positiven Beispielen nannte er u.a. das Rewilding, z.B. durch die Ansiedlung großer pflanzenfressender Arten sowie  verbesserte Öffentlichkeitsarbeit (LBV-Führungen zu den Steinadlerhorten im Allgäu). Auch führen Wiederansiedlungsprojekte zu einer Stabilisierung/Erhöhung des Greifvogelbestandes. In Großbritannien wurde beispielsweise durch ein Wiederansiedlungsprojekt der Bestand des Rotmilans wieder auf über 1000 BP angehoben. Wiederansiedlung kann natürlich nur funktionieren, wenn entsprechender Lebensraum vorhanden ist und wenn die Gefahren, die zum Aussterben geführt haben, beseitigt sind. Wiederansiedlung funktioniert, ist aber sehr aufwändig und teuer.

  

Kleiner Hinweis in eigener Sache: Über das Bartgeierprojekt des LBV wird im Herbst 2025 auf dem Orni-Stammtisch der ASO berichtet werden.

Extremadura in Spanien
Extremadura in Spanien

 

Zum Abschluss sprach Markus Jais noch über das Greifvogelparadies Spanien. Hier sind europaweit die höchsten Bestände vieler Geier- und Adlerarten zu finden. Gerade die Extremadura im Westen Spaniens an der portugiesischen Grenze ist  ein Hotspot der Greifvogelbeobachtung (z.B.  Nationalpark Monfragüe). 

 

Lang anhaltender Applaus der vielen Zuhörer zeigte, dass es dem Referenten gelungen war, das sehr umfangreiche Thema interessant und anschaulich darzustellen. Die Teilnehmer des Orni-Stammtischs gingen mit einer Fülle an neuen Informationen über die Greifvögel Europas nach Hause.

 

Ein großes Dankeschön an Markus Jais, der einen tollen Orni-Stammtisch gestaltet hat. 

 

(Text: Pit Brützel; Fotos, soweit nicht anders angegeben: Markus Jais)