Gemeinsam Bayerns Natur schützen

4. September 2024

 

 

Draußen tobte ein heftiges Unwetter mit Gewitter und Starkregen. Trotzdem hatten sich gut 30 Interessierte auf den Weg zum Orni-Stammtisch nach Drößling gemacht. Als Referent war Uli Knief eingeladen, der unter dem Titel „Wasseramseln in Bayern – Schutz und Forschung bei Gauting“ über seine Arbeit mit den Wasseramseln im Landkreis Starnberg referierte.

 

Während der Jahre 2018 – 2022 untersuchte Uli Knief die Population der Wasseramseln im Fünf-Seen-Land. Das Untersuchungsgebiet umfasste ca. 350 km², wobei natürlich die Flussläufe im Gebiet der eigentliche Untersuchungsbereich waren. Hauptfluß war die Würm mit ca. 22 km Länge, daneben wurden einige kleinere Bäche wie Kienbach, Aubach, Maisinger Bach, Lüßbach und Starzenbach mit einer Länge von 38 km untersucht.

 

 

 

Untersuchungsgebiet (Grafik aus Vortrag von U.Knief)
Untersuchungsgebiet (Grafik aus Vortrag von U.Knief)

Obwohl es bereits ca. 30 Nistkästen an den Gewässern gab, baute Uli Knief ca. 30 weitere Kästen, die er an geeigneten Stellen (Brücken, etc.) vor allem an den kleinen Gewässern anbrachte. Eine große Herausforderung war dabei, die Besitzverhältnisse der Brücken zu klären und die Genehmigung zum Anbringen von Kästen, die von den unterschiedlichsten Stellen (Behörden, Privatpersonen, etc. ) eingeholt werden mussten.

 

Die Feldarbeit im Projekt bestand im Herbst/Winter aus dem Kontrollieren, dem Anbringen und dem Reinigen der Nistkästen sowie aus dem Fang von adulten Vögeln per Japannetz oder Nachtfang. Im Winter an einem eiskalten Fluss ein Japannetz aufzustellen und damit Wasseramseln zu fangen, ist trotz Wathose ein ziemlich feuchtes und anstrengendes „Vergnügen“. Die gefangenen Vögel wurden vermessen und beringt (mit einem Metallring der Vogelschutzwarte und einem gelben Farbring mit einem dreistelligen Code , der die Wiedererkennung der Vögel ermöglicht).

beringte Wasserramsel (Foto: Antje Geigenberger)
beringte Wasserramsel (Foto: Antje Geigenberger)

 

Während der Brutzeit (Ende Januar bis Anfang Juni) wurden die Kästen alle 2 Wochen kontrolliert, die Jungen wurden meist im Alter von 5 – 12 Tagen beringt. Wenn möglich, wurden auch während der Brutzeit noch Altvögel gefangen und beringt.Die Beringung diente vor allem dazu, die Wasseramseln bei einer späteren Beobachtung wieder identifizieren zu können. Insgesamt gab es ca. 500 Ringablesungen, wobei mehr als die Hälfte der Ablesungen von Uli Knief gemacht wurden. Die anderen Ringablesungen wurden von Vogelbeobachtern gemacht, die diese Beobachtungen im ornitho.de dokumentierten.

 

Insgesamt wurden 145 Jungvögel und 29 Altvögel während der Projektlaufzeit beringt. Von den Jungvögeln wurden nur ca. 25% noch einmal nach dem Ausfliegen beobachtet, während es bei den Altvögeln eine Wiederfundrate von 86% gab. Insgesamt haben juvenile und adulte Vögel etwa gleich viele Wiederfunde erbracht. Als Altvögel sind die Wasseramseln also standorttreu, während viele juvenile entweder sterben oder das Untersuchungsgebiet verlassen.

 

 

Beringungen und Bruterfolg (Grafik aus dem Vortrag von U.Knief)
Beringungen und Bruterfolg (Grafik aus dem Vortrag von U.Knief)

 

 

Die Anzahl der Beringungen sowie der Bruterfolg ist in der Grafik dargestellt. Der früheste Brutbeginn an der Würm war am 8.Februar (!), der Median des Brutbeginns an der Würm ist am 6. März. An den kleineren Bächen beginnen die Wasseramseln ca. 1 Monat später mit der Eiablage. Vermutlich liegt das daran, dass an der Würm im Spätwinter deutlich weniger Eis als an den kleinen Bächen gebildet wird. 

 

 

 

Uli Knief referierte über viele weitere Ergebnisse wie Gelegegröße, Bruterfolg, Überlebenswahrscheinlichkeit und Verwandtschaftsverhältnisse. Viele dieser Ergebnisse sind in seinen Veröffentlichungen über die Wasseramsel im Fünfseenland nachzulesen

(2019, 2020, 2021).

 

Wasseramseln (Foto: Antje Geigenberger)
Wasseramseln (Foto: Antje Geigenberger)

Als Fazit seiner Untersuchungen in den 5 Jahren 2018 – 2022 formulierte der Referent folgende Thesen:

 

  • Wasseramseln lassen sich mit Nistkästen gut unterstützen
  • Der Mangel an Neststandorten kann die Populationsgröße limitieren
  • Außerhalb des Untersuchungsgebiets wurden keine Vögel wieder gesehen
  • Im Untersuchungsgebietunterscheiden sich die Bachsysteme. Deutlich früherer Brutbeginn an der Würm. Die Würm ist Quellpopulation. die kleinen Bäche sind Senkenpopulation 

Nach dieser Fülle an Informationen schloss sich eine längere Diskussion an, in der Uli Knief alle auftretenden Fragen zur Wasseramsel und zu seinem Projekt beantworten konnte. Die Teilnehmer an der Veranstaltung waren begeistert von der attraktiven Vogelart, dem wissenschaftlichen Vorgehen im Projekt und der gelungenen Darstellung der Ergebnisse. So werden viele die Wasseramsel in Zukunft mit deutlich mehr Sachverstand beobachten können.

 

Ein herzliches Dankeschön an  Uli Knief für einen sehr gelungenen ASO-Stammtisch.

 

Als kleines Schmankerl berichtete Uli Knief dann noch von seinen Arbeiten zur Alpenmeise und zur Weidenmeise ( oder besser der „alpinen“ und „normalen“ Gesangsform). Der Landkreis Starnberg liegt in der Übergangszone der beiden Gesangsformen, beide Gesangsformen können hier angetroffen werden. Die Arbeiten zu diesem Thema sind noch nicht abgeschlossen, vielleicht wird das irgendwann mal ein Thema auf einem weiteren Orni-Stammtisch.

 

Mitte September erschien im Starnberger Merkur ein Artikel zu dem Vortrag über die Wasseramsel. 

 

(Text: PIt Brützel)