Niels Dingemanse bezeichnet sich selbst als Naturalisten und Ornithologen. Er forscht seit über 25 Jahren auf dem Gebiet der Verhaltensökologie.
Sein besonderes Interesse gilt dabei der Verhaltensvariation auf den diversen Ebenen – den Arten, den Populationen und den Individuen innerhalb einer Population.
Anhand einer kleinen Zeitreise durch die Verhaltensökologie legte Niels Dingemanse dar, dass individuelle Variation lange Zeit nicht im
Mittelpunkt der Forschung stand. In den 1970 er Jahren wurden individuelle Unterschiede ignoriert – das durchschnittliche Tier stand im Fokus der Arbeiten. Zu dieser Zeit fanden
Persönlichkeitspsychologen heraus, dass sich Menschen in ihrem Verhalten sehr wohl unterscheiden (Modell der 5 Persönlichkeitsmerkmale Offenheit, Gewissenhaftigkeit,
Extraversion, Verträglichkeit und Neurotizismus). Warum sollte das bei Tieren anders sein?
In den 1980er Jahren wurde viel Stressforschung im Zusammenhang mit der Produktion von Milch, Fleisch und Eiern gefördert.
Verhaltensphysiologen fanden in Experimenten mi Hühnern, Ratten, Mäusen und Schweinen heraus, dass sich tierische Individuen unterschiedlich verhalten. Ein sehr anschauliches Beispiel war ein
Video über das Verhalten waghalsiger und schüchterner Schweine bei der Futtersuche. Nun begannen auch die Verhaltensökologen am Thema Individualität
zu forschen.
In den 90er Jahren begannen Vogelkundler, Wildtiere unter standardisierten Bedingungen im Labor großzuziehen. Ein sehr
arbeitsintensiver Ansatz – Eier sammeln, Vögel von Hand aufziehen, etc.. Die Vögel wurden dann in Hinblick auf ihre Aggressivität und ihr Vermögen, neue Dinge zu erkunden, untersucht. Dabei wurde
herausgefunden, dass Vögel unterschiedliche Ausprägungen ihrer Persönlichkeit, z.B. in Hinblick auf die Risikobereitschaft haben. Um die Jahrtausendwende wurden viele weitere Tiergruppen
daraufhin untersucht, und man fand heraus, dass Säugetiere, Vögel, Fische und sogar Insekten unterschiedliche Persönlichkeiten haben. Es entwickelte sich ein neues Forschungsfeld „animal
personalities“.