Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Das Artenspektrum Bayerns im Klimawandel

11. März 2020

 

Zum Orni-Stammtisch hatten sich dieses Mal nur knapp 20 Leute eingefunden – das Corona-Virus hat wohl einige davon abgehalten, die Veranstaltung zu besuchen. Auf dem Programm stand ein Vortrag von Manfred Siering, dem Vorsitzenden der OG Bayern. Unter dem Titel „Invasiv, gebietsfremd oder was?“ referierte Manfred Siering über die Klimaerwärmung und den Artenwandel in Bayern. Der erste Teil der Vortrags befasste sich mit dem Klimawandel. Seit es die Erde gibt, wechselten sich im Lauf der Jahrmillionen Kalt- und Warmzeiten ab – diese Wechsel hatten natürliche Ursachen. Seit der Industrialisierung steigt auf Grund der vom Menschen in die Atmosphäre emittierten Treibhausgase wie Kohlendioxid und Methan die Temperatur jedoch signifikant an – die Auswirkungen sind inzwischen überall zu sehen.

So war das Jahr 2019 das Jahr mit dem höchsten CO2 Gehalt in der Luft, das Jahr mit den wärmsten Ozeanen und dem höchsten Meeresspiegel seit Beginn der Messungen. Die Auswirkungen sind allgemein bekannt – schmelzende Gletscher, Hitzewellen, Waldbrände, absterbende Korallenriffe, usw. Bedrückende Bilder, z.B. von verhungernden Eisbären illustrierten die Ausführungen.

 

Der Klimawandel ist ein globales Problem mit regionalen Konsequenzen. Bayern als sensible Alpenregion ist vom Klimawandel besonders betroffen; in den letzten hundert Jahren war die Erhöhung der mittleren Jahrestemperatur in den Alpen doppelt so stark wie im globalen Durchschnitt.

 

Im zweiten Teil des Vortrags ging es um “fremde“ Arten in Bayern. Nach einer Aufstellung des Bund Naturschutz sind von 48.000 Tierarten in Bayern ca. 1050 „gebietsfremd“, von diesen gelten ca. 300 als „wild etabliert“, d.h. sie sind in der Lage, sich selbständig fortzupflanzen. Dazu zählen u.a. Jagdfasan, Damhirsch und Marderhund.

 

 

Mit vielen Beispielen illustrierte Manfred Siering die gebietsfremden Arten. Unter anderem informierte er über das Drüsige Springkraut, das 1839 aus Kaschmir eingeführt wurde; den Asiatischen Marienkäfer mit seinen vielen Farbmorphen; über das „kolibriartige“ Taubenschwänzchen sowie den Eichenprozessionsspinner und die Gottesanbeterin, die inzwischen auch bei uns beobachtet werden kann.

 

Über jede Art wusste Manfred Siering ausführlich zu berichten. Es gab eine Fülle an Informationen über das Wanderungsverhalten der Schmetterlinge wie Distelfalter und Segelfalter und über die Entdeckung neuer Reptilienarten in Europa (Barrenringelnatter, Walserotter). Eine Darstellung all dieser Informationen würde den Rahmen dieses Berichts deutlich sprengen.

 

 

 

Im letzten Teil des Vortrags ging der Referent dann hauptsächlich auf die Veränderungen in der Vogelwelt in Bayern ein. Dabei wurden erwähnt:

 

  • Die Zunahme der Bienenfresser (inzwischen gibt es in Bayern über 200 Brutpaare)

 

  • die Ausbreitung der Silberreiher,

 

  • erste Versuche der Zwergohreule, sich hier anzusiedeln,

 

  • Mittelmeermöwe und Schwarzkopfmöwe als neue Arten, die inzwischen bei uns brüten

 

  • Und als exotische Arten: Rostgans und Nilgans, Mandarinente und Chileflamingo sowie der Heilige Ibis.

 

 

 

Mit der Ausbreitung von Arten wie Kappenammer, Brillengrasmücke, Alpensegler und Orpheusspötter auch in Bayern ist in den nächsten Jahren zu rechen.

 

 

 

 

Wir haben in dieser Stunde eine riesige Fülle an Informationen bekommen. Insbesondere die Ausführungen zum Klimawandel haben sehr betroffen gemacht. Manfred Siering beendete den Vortrag mit sehr nachdenklichen Schlusssätzen.

 

 

Vom Evolutionsbiologen Edward Wilson stammt der Satz „Die Vernichtung der Artenvielfalt könnte dasjenige Vergehen sein, welches uns künftige Generationen am wenigsten vergeben werden“ und der Astronaut Alexander Gerst sagte in einem Interview: „ Es ist relativ klar, dass die Erde uns überleben wird. Die Frage ist, wie wir Menschen das anstellen, dass die Erde weiterhin bewohnbar bleibt.“

 

 

 

Und die SZ berichtete just an diesem Tag über den jährlichen Bericht der Welt-Meteorologie-Organisation WMO. „Die Welt sei derzeit weit entfernt, die Erwärmung wie in Paris vereinbart unterhalb von 1,5 Grad oder auch nur von 2Grad Celsius zu halten.“ Wahrlich keine schönen Aussichten.

 

 

 

Trotz dieser bedrückenden Aussagen ein herzliches Dankeschön an Manfred Siering für einen ausgesprochen interessanten Vortrag.

 

 

 

(Text: Pit Brützel; Fotos aus dem Vortrag von Manfred Siering)