Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Der Waldrapp kehrt zurück nach Bayern

Waldrapp (Foto: Thomas Hafen - www.natur-fotografieren.de)
Waldrapp (Foto: Thomas Hafen - www.natur-fotografieren.de)

9.Mai 2019 ASO-Stammtisch mit Vortrag von Markus Unsöld "Der Waldrapp kehrt zurück nach Bayern"

Bei diesem Vogel muss man einfach den ganz großen Bogen schlagen. Zu unglaublich, skurril, traurig, aber am Ende faszinierend ist seine Geschichte. Die Rede ist vom Waldrapp, einem der seltensten Vögel der Welt. Man merkte Markus Unsöld von der Zoologischen Staatssammlung seine Begeisterung für diese Tierart, die er seit vielen Jahren begleitet, vom ersten Satz an.

 

Die Geschichte, die Markus erzählte, ist die Geschichte eines Vogels, der bereits im Alten Ägypten beschrieben und verehrt wurde. In vielen historischen Schriften ist er enthalten, unter anderem im Koran. 1555 wurde er von Conrad Gessner wissenschaftlich beschrieben, und bereits im 17. Jahrhundert in Mitteleuropa ausgerottet – sein Fleisch galt als Delikatesse.

 

Und dann geschah etwas Unglaubliches: er gerät über Jahrhunderte in Vergessenheit. Und zwar so konsequent, dass spätere „Gelehrte“ frühere Beschreibungen des Vogels als grobe Fehler brandmarken („Steindrossel, an welches man einen Federbusch u. anderen Schnabel angesetzt hatte“) und behaupten, die Art hätte nie existiert. Der Waldrapp wurde zum Fabelwesen degradiert.

 

Im Jahre 1897 kam es dementsprechend einer wissenschaftlichen Sensation gleich, als gezeigt werden konnte, dass der wiederentdeckte „Schopfibis“, der heute weltweit nur noch in wenigen Kolonien brütet, identisch mit dem vor über 400 Jahren beschriebenen Waldrapp (von „Waldrabe“) ist. Das „Fabelwesen“ ist also keines und existiert noch!

 

Fliegende Waldrappe neben dem Fluggerät (Foto: Markus Unsöld)
Fliegende Waldrappe neben dem Fluggerät (Foto: Markus Unsöld)

Seit dem Beginn dieses Jahrhunderts versuchen engagierte Frauen und Männer wie Markus Unsöld, unter höchstem persönlichen Einsatz, den Waldrapp auch in Mitteleuropa wieder anzusiedeln. Ein Problem dabei: Den Vögeln – besser gesagt: Zugvögeln! – ist die Zugrichtung nicht wie bei anderen Arten genetisch eingeprägt, sondern sie muss von Generation zu Generation tradiert werden. Und die wenigen Vögel, die zur Verfügung standen, hatten dies schlichtweg verlernt. Aus diesem Grund werden Waldrappe auch heute noch allzu oft komplett eingesperrt, weil die Vögel sonst ihrem Zugtrieb folgend „in alle Himmelsrichtungen abhauen“ und nie wiederkehren, wahrscheinlich weil sie verenden.

 

Der Ausweg aus dieser Misere ist genauso aufwändig wie konsequent: Man muss den Vögeln den Weg zeigen! Markus und seine Kollegen machen das, indem die jungen Vögel per Handaufzucht so sehr an eine Bezugsperson gewöhnt werden, dass sie dieser überallhin folgen. Das erfordert einen immensen persönlichen Einsatz, muss man doch praktisch rund um die Uhr mit den Vögeln leben. Dafür ist das Vertrauen der Vögel letztendlich so stark, dass die Tiere der Bezugsperson folgen, wenn diese auf einem Fallschirmflieger Richtung Süden in die Toskana zieht!

Waldrappe neben dem Fluggerät (Foto: Markus Unsöld)
Waldrappe neben dem Fluggerät (Foto: Markus Unsöld)

 

 

Markus schilderte sehr eindringlich, dass dabei die Menschen eigentlich mehr von den Vögeln lernen mussten als andersherum. Was clevere Zugrouten, Thermik und anderes angeht sind die Waldrappe den Menschen haushoch überlegen. Immerhin konnte somit erreicht werden, dass 2011 der erste Waldrapp den Weg zurück ins Brutgebiet bei Burghausen (Niederbayern) alleine fand. Heute leben  dort ca. 80 Tiere.

 

 

 

Übrigens: Die Aufenthaltsorte aller besenderten Waldrappe – und etlicher anderer Arten - können live über die kostenlose App „Animal Tracker“ mitverfolgt werden! Nähere Infos auch unter www.waldrapp.eu .

 

 

(Text: Gerhard Huber)