9.Mai 2019 ASO-Stammtisch mit Vortrag von Markus Unsöld "Der Waldrapp kehrt zurück nach Bayern"
Bei diesem Vogel muss man einfach den ganz großen Bogen schlagen. Zu unglaublich, skurril, traurig, aber am Ende faszinierend ist seine Geschichte. Die Rede ist vom Waldrapp, einem der seltensten
Vögel der Welt. Man merkte Markus Unsöld von der Zoologischen Staatssammlung seine Begeisterung für diese Tierart, die er seit vielen Jahren begleitet, vom ersten Satz an.
Die Geschichte, die Markus erzählte, ist die Geschichte eines Vogels, der bereits im Alten Ägypten beschrieben und verehrt wurde. In vielen historischen Schriften ist er enthalten, unter anderem
im Koran. 1555 wurde er von Conrad Gessner wissenschaftlich beschrieben, und bereits im 17. Jahrhundert in Mitteleuropa ausgerottet – sein Fleisch galt als Delikatesse.
Und dann geschah etwas Unglaubliches: er gerät über Jahrhunderte in Vergessenheit. Und zwar so konsequent, dass spätere „Gelehrte“ frühere Beschreibungen des Vogels als grobe Fehler brandmarken
(„Steindrossel, an welches man einen Federbusch u. anderen Schnabel angesetzt hatte“) und behaupten, die Art hätte nie existiert. Der Waldrapp wurde zum Fabelwesen degradiert.
Im Jahre 1897 kam es dementsprechend einer wissenschaftlichen Sensation gleich, als gezeigt werden konnte, dass der wiederentdeckte „Schopfibis“, der heute weltweit nur noch in wenigen Kolonien
brütet, identisch mit dem vor über 400 Jahren beschriebenen Waldrapp (von „Waldrabe“) ist. Das „Fabelwesen“ ist also keines und existiert noch!