Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Menschen, Wetter, Beutegreifer – oder warum sich Braunkehlchen so schwertun

Braunkehlchenmännchen (Foto: Wolfgang Goymann)
Braunkehlchenmännchen (Foto: Wolfgang Goymann)

18. September 2019

 

Knapp 40 ornithologisch Interessierte kamen nach der Sommerpause zum Ornistatammtisch der Arbeitsgemeinschaft Starnberger Ornithologen (ASO), um einen Vortrag über das Braunkehlchen zu hören.Referenten waren Prof. Dr. Wolfgang Goymann und Martin Küblbeck vom Max-Planck-Institut für Ornithologie.

 

Warum tun sich Braunkehlchen so schwer, und das selbst in Schutzgebieten? Um diese Frage zu beantworten, hat Wolfgang Goymann vom Max-Planck-Institut in Seewiesen 2017 ein Monitoring der Braunkehlchen im Murnauer Moos begonnen. In diesem Projekt untersuchen er und sein Doktorand Martin Küblbeck nicht nur die Gründe für den anhaltenden Populationsrückgang, sondern auch mögliche Schutzmaßnahmen.

Braunkehlchenmännchen mit Futter (Foto: martin Küblbeck)
Braunkehlchenmännchen mit Futter (Foto: martin Küblbeck)

 

 

Zunächst berichtete Wolfgang Goymann von der Ökologie der Vögel und von den Schwierigkeiten, mit denen Braunkehlchen und andere Vögel des Agrarlands zu kämpfen haben. Als Langstreckenzieher, Insektenfresser und Wiesenbrüter gehören Braunkehlchen gleich drei Gruppen besonders gefährdeter Vögel an, und die Bestandsentwicklung in ganz Europa ist schlichtweg katastrophal.

 

Als Gefährdungsursache Nummer eins gilt der Verlust von geeignetem Brutlebensraum durch intensive Landwirtschaft. Die wichtigste Maßnahme für Braunkehlchen als Zeigerart für biologische Vielfalt in der Agrarlandschaft sind der Erhalt und Ausbau von extensiv genutztem, artenreichem Grünland. Das ist vor allem eine politische Aufgabe, und von den bis 2030 gesteckten Zielen sind wir, wie Wolfgang Goymann eindrücklich belegte, noch sehr weit entfernt.

 

Braunkehlchengelege (Foto: Martin Küblbeck)
Braunkehlchengelege (Foto: Martin Küblbeck)

Im zweiten Teil des Vortrags erzählte Martin Küblbeck vom Braunkehlchenprojekt im Murnauer Moos. Auch dort werden Braunkehlchen immer seltener und eine Langzeitstudie an der farbberingten Population soll Klarheit darüber bringen, welche Faktoren limitierend für Überleben und Bruterfolg sind. Dazu untersuchen die Wissenschaftler u.a. Ausbreitung und Habitatwahl, Insektendichte, Prädationsdruck, und Verhalten der Tiere. Erste Ergebnisse zeigen, dass der Fortpflanzungserfolg in einem der Untersuchungsgebiete stark durch Überschwemmungen, Nestprädation, und eventuell auch Störung eingeschränkt ist. Umso wichtiger, betonte Martin Küblbeck, sind daher die überflutungssicheren und z.T. sehr artenreichen Wiesen am Rand des Murnauer Moos. In der Zusammenarbeit mit den lokalen Landwirten und der Extensivierung solcher Wiesen besteht großes Potential für den Schutz von Braunkehlchen und anderen Wiesenbrütern – nicht nur im Murnauer Moos, sondern auch in anderen Gebieten.

 

Im Anschluß an den Vortrag gab es eine lange Diskussion zum Thema Braunkehlchen und Wiesenbrüter. Die beiden Referenten beantworteten alle Fragen ausführlich und ermutigten die Aktiven der ASO bei ihren Bemühungen zum Erhalt der Braunkehlchenpopulation im Landkreis Starnberg weiterzumachen.

 

Ein großes Dankeschön an Wolfgang Goymann und Martin Küblbeck für einen sehr interessanten Vortrag, der viel Einblick in die Arbeit des Forschungsprojekts sowie in die Lebensweise der Braunkehlchen bot.

 

(Text: Martin Küblbeck / Pit Brützel)