Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Mit dem Uhu durch die Nacht

17. Mai 2018    Derr Ornistammtisch beim Plonner in Oberpfaffenhofen war wieder gut besucht. Knapp 30 Interessierte waren am Donnerstag Abend gekommen, um einen Vortrag von Christiane Geidel vom LBV in Hilpoltstein über den Uhu zu hören.

 

Der Uhus ist unsere größte heimische Eulenart und durch seine imposante Erscheinung und den charakteristischen Balzruf mit keiner anderen Art zu verwechseln. So wundert es nicht, dass der Uhu vielen Menschen ein Begriff ist, wenngleich nur die wenigsten die nachtaktive Großeule tatsächlich je in ihrem Lebensraum beobachten konnten.

 

Christiane Geidel brachte mit ihrem Vortrag ein wenig „Licht ins Dunkel“ und machte das Leben des Uhus für die Zuhörer erlebbar.

 

Das Uhujahr beginnt bereits im Herbst, wenn die revierinhabenden Vögel das erste Mal in Balzstimmung geraten. Bereits ab September kann man dann die weittragenden Rufe im Umfeld potenzieller Brutplätze hören. Verpaarte Vögel festigen so ihre Bindung, unverpaarte Einzeltiere versuchen einen Brutpartner anzulocken.

 

Über den Jahreswechsel klingt die Ruf- und Balzaktivität der Uhus ab, um – je nach Region – im Februar ihren Höhepunkt zu erreichen, bevor dann im März die Brut beginnt. Uhuweibchen legen im Abstand von 3 Tagen bis zu vier Eiern und bebrüten diese jeweils 34 Tage ab dem ersten Ei allein. Während dieser Zeit ist das Männchen für die Versorgung des Weibchens zuständig. Nach dem Schlupf der Jungvögel werden diese vom Weibchen versorgt, das während der ersten Lebenswochen den Horst nicht oder nur selten verlässt. Auch hier obliegt dem Männchen die Beschaffung von ausreichend vielen Beutetieren. Denn während Weibchen und Jungvögel zu Beginn zu großen Teilen mit Kleinsäugern wie Feldmäusen oder Ratten gefüttert werden, benötigen die heranwachsenden Junguhus bald deutlich größere Beutetiere. Da diese nicht zwangsläufig im unmittelbaren Horstumfeld in entsprechender Anzahl zur Verfügung stehen, verändert sich auch das Jagdverhalten des Männchens im Jahresverlauf.

 

Christiane Geidel stellte in diesem Zusammenhang die von ihr zwischen 2009 und 2014 Telemetrieuntersuchungen an bayerischen Uhus vor und erläuterte, dass die Habitatnutzung eines Tieres neben Parametern, wie dem Nahrungs- oder Brutplatzangebot, die das Habitat selbst definieren, maßgeblich durch vier Faktoren bestimmt wird: dem Geschlecht des besenderten Tieres, seinem Verpaarungs- bzw. Brutstatus, dem Besenderungszeitpunkt (Balz, Brutzeit, etc.) und der Besenderungsdauer. Entsprechend dieser Faktoren fällt die home range-Größe jedes Einzeltieres verschieden groß aus. Telemetrieuntersuchungen am Uhu sind daher nur bedingt dazu geeignet, Verallgemeinerungen zu formulieren. Die Erfahrungen von Geidel zeigen, dass jedes untersuchte Individuum sein Revier tatsächlich individuell nutzt und Parallelen allenfalls im Überblick dargestellt werden können. So nutzten alle untersuchten Vögel während ihrer kurzen nächtlichen Aktivitätsphase bevorzugt Waldränder, Masten und ähnliche Strukturen als Ansitzwarten auf kurzrasigen Habitatflächen zur Jagd. Die Vegetationshöhe betrug in Geidels Untersuchungen nie mehr als 15cm. Alle telemetrierten Vögel waren außerdem regelmäßig innerhalb geschlossener Ortschaften unterwegs. Dabei wurden städtische Bereiche ebenso häufig zur Jagd genutzt wie auch bäuerliche Siedlungen, die sich teilweise in Distanzen von mehreren Kilometern Distanz zu den Brutplätzen befanden. Allgemein spielte sich die Aktivität der besenderten Altvögel jedoch überwiegend im 1000 m-Radius um den Brutplatz ab.

 

Christiane Geidel hielt einen sehr interessanten, faktenreichen und engagierten Vortrag über ihre Arbeit mit den Uhus. Viele neue Erkenntnisse über die Biologie und die Habitatnutzung des Uhus wurden dabei vermittelt. Eine intensive Diskussion mit vielen Fragen an die Referentin schloss sich an. Herzlichen Dank für einen gelungenen Vortrag!

  

(Text: C.Geidel/P.Brützel)