Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Der Kiebitz - Maisäcker als geeignetes Ausweichhabitat?

Kiebitz (Foto: Christoph Moning)
Kiebitz (Foto: Christoph Moning)

21.November 2018   Großer Andrang herrschte beim letzten Orni-Stammtisch im Jahr 2018. 45 Interessierte hatten sich beim Plonner in Oberpfaffenhofen eingefunden, um den Vortrag von Prof. Dr. Christoph Moning über den Kiebitz zu hören.

 

Unter dem Titel „Der Kiebitz - Maisäcker als geeignetes Ausweichhabitat?“ berichtete Christoph Moning über neue Forschungsergebnisse über den Kiebitz, die in den letzten Jahren in vielen Bachelor- und Masterarbeiten an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf gewonnen wurden. Die dazu notwendige Feldarbeit wurde im Wesentlichen in der Umgebung von Freising und Erding im Münchner Norden durchgeführt.

 

Der Bestandsrückgang des Kiebitz ist dramatisch, in den letzten 20 Jahren sind die Kiebitzbestände in Deutschland um ca. 75 % zurückgegangen, die Zahlen für Bayern sind ähnlich.

 

 

Kiebitz (Foto: Wolfgang Höll)
Kiebitz (Foto: Wolfgang Höll)

Wesentlicher Grund für den Niedergang des Kiebitz ist die veränderte Landschaftsstruktur. Vor 150 Jahren gab es noch extensive Grünlandwirtschaft mit feuchten Wiesen und Niedermooren, heute sind die Böden meliorisiert, Ackerlandschaft mit Mais/Getreide und Raps dominiert und die Landschaft ist durch Straßen stark fragmentiert. So sind die Kiebitze von vielen Seiten unter Druck – intensive Landwirtschaft, Entwässerung, Prädation und Störungen wirken negativ auf den Kiebitzbestand.

 

 

Christoph Moning berichtete sehr anschaulich über die unterschiedlichen Forschungsarbeiten an seinem Lehrstuhl. Dabei wurde unter anderem telemetriert, es wurden Kunsteier verwendet, die Kleinsäugerdichte wurde mit Lebendfallen ermittelt und mit Bodenfallen (sog. Barberfallen) wurden die Kleinlebewesen festgestellt. 

 

Kiebitzpullus (Foto: Bernhard Glüer)
Kiebitzpullus (Foto: Bernhard Glüer)

 

Als wesentliches Ergebnis der Arbeiten konnten Kriterien für einen optimalen Kiebitzbrutplatz ermittelt werden. Bei der Brutplatzwahl durch das Weibchen spielen die Vegetationshöhe (sie sollte zu Brutbeginn unter 20 cm sein) sowie eine möglichst große Vielfalt an landwirtschaftlichen Nutzungstypen innerhalb des Aktionsradius des Kiebitz die entscheidende Rolle.

 

Wichtig sind außerdem feuchte Fehlstellen (sog. Kiebitzinseln) in der Mitte des Ackers. Wege und Straßen sollten mindestens 80 m vom Brutplatz entfernt sein, vertikale Strukturen wie Bäume und Masten sollten mindestens 100 Meter entfernt sein. Kiebitze brüten zudem gerne in Kolonien, da sie dann Prädatoren wie z.B. Rabenkrähen leichter abwehren können.

 

Kiebitze (Foto: Ursula Wiegand)
Kiebitze (Foto: Ursula Wiegand)

Um das langfristige Überleben des Kiebitz zu sichern, ist nach Aussagen von Christoph Moning eine Schlupfrate von mehr als 60% und ein Bruterfolg von ca. 0,8 flüggen Jungvögeln pro Brutpaar notwendig. Dies ist in Oberbayern wohl nur mehr mit aktivem Gelegeschutz (Zäunung, Zusammenarbeit mit den Landwirten möglich). Wie lange wird man den Kiebitz bei uns noch sehen?

 

 

In der Diskussion konnte Christoph Moning dann noch viele Detailfragen beantworten. Es war ein ausgesprochen informativer Vortrag, der allen Teilnehmern sehr gut gefallen hat.  Die Ornis, die sich aktiv mit Kiebitzschutz beschäftigen, haben sicher interessante Erkenntnisse für ihre Naturschutzarbeit gewonnen. Herzlichen Dank an Christoph Moning für einen gelungenen Abend.

 

 

 

(Text: Pit Brützel)