Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Murnauer Moos bei Tag und bei Nacht

Wieder einmal war der Andrang beim Ornistammtisch der ASO sehr groß. Knapp 40 Interessierte kamen, um einen Vortrag über das Murnauer Moos zu hören. Unter dem Titel „Murnauer Moos bei Tag und bei Nacht – Ein Tag im Moos Anfang Juni“  zeigte  uns Heiko Liebel, Gebietsbetreuer des Murnauer Moos am Landratsamt Garmisch-Partenkirchen, die interessantesten Vertreter der Fauna und Flora des Mooses.

 

Das Murnauer Moos, ca. 50 km südlich von Starnberg, ist eingeschlossen von den Ammergauer Bergen, dem Estergebirge, sowie sowie dem Molassezug zwischen Murnau und Bad Kohlgrub im Norden. Das Naturschutzgebiet „Murnauer Moos“ umfasst eine Fläche von ca. 2.377 Hektar. Heiko Liebel hatte seinen Vortrag nach dem Tagesablauf gegliedert. Er begann frühmorgens mit dem trillernden Ruf des Großen Brachvogels. Der Brachvogel ist im Murnauer Moos nur noch sehr spärlich vertreten, es gibt nur noch 1-2 Brutpaare. Durch Einzäunen der Gelege bzw. des potentiellen Brutgebiets wird versucht, den Bestand zu erhalten bzw. den Bruterfolg zu sichern – bislang leider noch mit wenig Erfolg.

 

Ebenfalls stark gefährdet ist das Braunkehlchen, die Anzahl der Brutpaare ist seit den 70iger Jahren von ca. 250 BP auf ca. 75-95  BP im Jahr 2016 gesunken. Durch ein verändertes Mahdregime (Stehenlassen von ca. 5 m breiten Brachestreifen) in den Streuwiesen, wird versucht, dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten. Hier sind erste Erfolge nachweisbar. Trotz des Bestandsrückgangs ist das Murnauer Moos immer noch eines der bedeutendsten Braunkehlchenbrutgebiete in Bayern. Erfreulich ist dagegen die Entwicklung beim Schwarzkehlchen. Hier ist der Bestand – wie überall in Deutschland – zunehmend. Im Murnauer Moos sind inzwischen über 200 Brutpaare heimisch. Ob die Bestandsentwicklung beim Braunkehlchen und beim Schwarzkehlchen zusammenhängen, wird momentan im Murnauer Moos in einer Studie des Max Planck Instituts für Ornithologie untersucht.

 

Ein kurzer Exkurs führte uns dann zu einer „Baustelle“ am Rande des Mooses. Das Murnauer Moos ist das größte annähernd intakte Moorgebiet Mitteleuropas, es ist ein großes Naturschutzgebiet und ist ein Natura 2000 Gebiet. Seit den 90iger Jahren sind beträchtliche Mittel in die Naturschutzarbeit geflossen, das Thema  Öffentlichkeitsarbeit/Besucherinformation wurde dabei aber kaum berücksichtigt.  Das soll durch den Bau der Biologischen Station Murnauer Moos verbessert werden. Die Station soll im Jahr 2018 eröffnet werden und soll den Besuchern des Murnauer Moos die Faszination für die Natur näherbringen.

 

Weitere Vogelarten auf der „Moosautobahn“ (das ist der übliche Ornithologenspazierweg entlang der Lindach) wurden im Laufe des Vortrags vorgestellt. Zum Beispiel der Karmingimpel mit seinem Gesang „Pleased to meet you“, der nur in den Sommermonaten im Murnauer Moos anzutreffen ist, und den Rest des Jahres in Asien verbringt. Eine positive Entwicklung nimmt auch der Weißrückenspecht, der vom Erlensterben, das eine Menge toter Bäume hinterlässt, profitiert. Ob der Schwarzstorch im Murnauer Moos brütet, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, es gibt zumindest viele Beobachtungen von Schwarzstörchen auf Futtersuche. Und ob der Kranich, der bis 1897 Brutvogel im Murnauer Moos war, sich wieder im Murnauer Moos ansiedelt, wird sich zeigen. Im Jahr 2017 hat zumindest ein Individuum im Moos übersommert.

 

Heiko Liebel stellte dann noch einige Orchideenarten, wie das Wanzenknabenkraut und das strohgelbe Knabenkraut vor. Beide Arten kommen im Murnauer Moos in großen Beständen vor. Ebenso ging er kurz auf Libellen wie die Zwerglibelle und auf die im Moos vorkommenden Amphibien- und Reptilienarten vor.

 

Den Abschluss des Vortrags bildeten die nachtaktiven Bewohner, hier vor allem der Wachtelkönig, für den das Murnauer Moos das bedeutendste Brutgebiet in Bayern darstellt. Tonaufnahmen vom Wachtelkönig, Tüpfelsumpfhuhn und ein beeindruckendes Laubfroschkonzert beendeten den Vortrag.

 

Eine kurze Diskussion schloss sich an und vermutlich werden viele der Anwesenden das Murnauer Moos im nächsten Jahr wieder einmal besuchen. Auch die ASO wird wieder einmal eine Exkursion in das Murnauer Moos unternehmen und Heiko Liebel wird uns dann in der Biologischen Station Murnauer Moos empfangen und durch das Gebiet führen.

 

Ein herzliches Dankeschön an Heiko für einen tollen Vortrag mit vielen interessanten Informationen über die faszinierende Natur im Murnauer Moos.

 

(Text: Pit Brützel, Fotos: Heiko Liebel)