Abschließend berichtete Dr. Bezzel noch über „Seniorenornithologie“. In einer Untersuchung zur saisonalen Bestandsdynamik, die er seit 2008 durchführt, wird jeden Monat die Vogelwelt in Garmisch
Partenkirchen untersucht. Dazu werden auf 8 Routen pro Monat durch das Stadtgebiet und seine Umgebung eine Linie von insgesamt 57,5 km zwischen 8 und 11 Uhr bei geeigneten
Witterungsverhältnissen abgeschritten und dabei die Individuenkontakte gezählt. Seit Beginn des Programms ist Herr Bezzel gut 6.200 km gelaufen, das entspricht der Strecke von Garmisch bis zur
Mongolei. Aus dieser Untersuchung wurden diverse Ergebnisse vorgestellt. Besonders interessant war die jahreszeitliche Verteilung von Arten wie Hausrotschwanz und Stieglitz. Dazu wurden die
Planquadrate des Untersuchungsgebiets in 2 Klassen eigeteilt – in Gebiete mit mehr als 50% Bebauung („Stadt“) und in Gebiete mit weniger als 50% Bebauung („Stadtrand“). In der ersten Jahreshälfte
entwickelten sich die Bestände in den beiden Gebieten ähnlich, ab Juli konnte nachgewiesen werden, dass die Bestände in den „Stadtgebieten“ stark zurückgehen, während sie in den
„Stadtrandgebieten“ stark zunehmen. Die Vögel müssen also nach der Aufzucht der Jungen „umziehen“, um genügend Nahrung zu finden. Ursache ist vermutlich die Art und Weise der Gartenpflege in den
Stadtgebieten. Ein Bonmot von Loriot zu diesem Thema: „Der Gärtner bedient sich hierzu waffenähnlicher Werkzeuge.“ Aufräumwahn, exotische Pflanzen und häufiges Mähen der Grünflächen führen
zu einem Nahrungsengpass im Hochsommer, so dass die Vögel auf die Stadtrandgebiete ausweichen müssen.