Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Andalusien – Hotspot des Vogelzugs

15. November 2017  Knapp 30 Ornithologen hatten sich beim Ornistammtisch in Oberpfaffenhofen eingefunden, um Thomas Hafen auf eine Reise nach Andalusien zu begleiten. Jedes Jahr ziehen ca. 2 Milliarden Vögel von Europa Richtung Afrika. Bei den großen Segelfliegern (Greifvögel, Störche, etc.) führt die Route dabei meist über Landengen, um die Thermik auszunutzen.  Die bekanntesten Plätze zur Zug­vogel­beobachtung sind beispielsweise Falsterbo in Schweden, Batumi im Kaukasus, der Bosporus, Eilat in Israel und die Straße von Gibraltar in Andalusien.

 

Andalusien ist ein Hotspot in jeder Beziehung. Bernhard Glüer und Thomas Hafen mussten bei ihrer Reise Anfang September 2016 bis zu 42° C im Schatten ertragen. Lohn der schweißtreibende Mühe: die Beobachtung Zehntausender Weißstörche, Schwarzmilane und Wespenbussarde sowie zahlreicher Zwerg- und Schlangenadler auf ihrem Weg über die Straße von Gibraltar nach Afrika. Die Beobachtungspunkte an der Straße von Gibraltar liegen zwischen Tarifa und Gilbraltar, je nach Wind­richtung eher im Osten des Gebiets (Gibraltar) oder im Westen des Gebiets(Tarifa). Die höchste Arten- und Individuenanzahl kann man in den Monaten August und September beobachten. Dabei sind Tagesmaxima von ca. Zehntausend Vögeln zu beobachten. Insgesamt ziehen über die Straße von Gibraltar ca. 150.000 Weißstörche und über 50.000 Wespenbussarde. Thomas Hafen konnte eindrucksvolle Fotos von großen Schwärmen dieser Arten zeigen.

 

Neben der Zugvogelbeobachtung an der Straße von Gibraltar, die alljährlich viele Birder nach Andalusien lockt, gab es noch viele andere ornithologisch interessante Plätze zu besuchen. Das Hinterland von Tarifa bietet abenteuerliche Straßen und unterschiedliche Lebensräume: Feuchtgebiete wie der Strand von Tarifa mit Korallen­möwen und vielen Limikolen; steppenartige Gebiete wie bei la Janda mit Bienen­fressern und Gänsegeiern oder Reisanbaugebiete, in denen man Löffler und braune Sichler beobachten kann. In der Nähe von Barbate gab es eine weitere Ibisart zu beobachten: den Waldrapp. Einer der seltensten Vögel Europas kommt hier noch in wenigen Exemplaren vor. Im Jahr 2004 wurden 20 junge Waldrappe ausgewildert, die bis heute dort leben und intensiv betreut und erforscht werden.

 

In der karstigen Gebirgslandschaft der Sierra de Grazalema konnten Gänsegeier, Blaumerlen und Trauersteinschmätzer  beobachtet werden. Den Abschluß der Reise bildete der Nationalpark Coto de Donana. Im Hochsommer waren die Sümpfe des Nationalparks jedoch weitgehend ausgetrocknet, sodass die Beobachtungs-möglichkeiten eingeschränkt waren. In den nahegelegenen Salinen von Bonanza und der Dehesa de Abajo konnten Flamingos, Zwergseeschwalben, und Besonderheiten wie die Rotflügel­brachschwalbe beobachtet werden. 

 

Thomas Hafen zeigte eine Vielzahl interessanter Arten und gab wertvolle Tipps für eine Reise nach Südspanien. Herzlichen Dank an ihn und an Bernhard Glüer, der eine große Zahl an Fotos beisteuerte. Und vermutlich wird der ein oder andere aus der ASO in den nächsten Jahren mal nach Gibraltar reisen um sich dort das beeindruckende Schauspiel des Vogelzugs anzusehen.

(Text: Pit Brützel; Fotos: Thomas Hafen / Bernhard Glüer)