Eines der größten Sorgenkinder im Naturschutz ist die Agrarlandschaft und die dort zu beobachtende dramatische Verringerung der Artenvielfalt. Europaweite Erhebungen haben ergeben, dass in
den letzten 30 Jahren die Anzahl der Vögel der Agrarlandschaft um 50% zurückgegangen ist. Beim Kiebitz beträgt der Rückgang ca. 45 %, beim Rebhuhn knapp 80 %. Matthias Luy ging in seinem Vortrag
auf die Ursachen dieser Entwicklung und schilderte die Situation einiger ausgewählter Arten.
Hauptursache für diese erschreckende Entwicklung ist die Veränderung der Kulturlandschaft, wie sie in den letzten 60 Jahren stattgefunden hat (siehe Schaubild). Während es in den 50er Jahren
noch kleinstrukturierte, vielfältige Flächen mit Hecken, Feldrändern und mäandrierenden Bächen gab, so sind heute die Felder sehr viel größer, die Bäche sind begradigt und die
Strukturen wie Hecken, Ränder sind meist verschwunden. Durch die Intensivierung der Landwirtschaft (Einsatz von Dünger und Pflanzenschutzmitteln) wurde die Vielfalt bei Ackerwildkräutern und
Insekten stark verringert. Durch diese Maßnahmen wurden die Lebensbedingungen für unsere Feldvögel deutlich verschlechtert.
Matthias Luy stellte dann anhand der einzelnen Vogelarten die Bestandssituation und mögliche Hilfsmaßnahmen vor. Der Kiebitz ist
inzwischen aus den meisten Wiesen verschwunden und hat sich zu einem „Ackervogel“ entwickelt. Er legt seine Eier Anfang bis Mitte April und brütet dann einen knappen Monat lang.
In dieser heiklen Phase sollte möglichst auf die Bodenbearbeitung möglichst verzichtet werden oder bei der Bearbeitung auf die – vom Traktor aus meist gut sichtbaren – Kiebitznester
Rücksicht genommen werden.
Beim Großen Brachvogel ist das Hauptproblem die geringe Reproduktionsrate, die vor allem mit dem hohen Prädationsdruck (Füchse) zusammenhängt. In vielen Brachvogelgebieten ist der
Bruterfolg auf 0,2 Junge/Brutpaar zurückgegangen. Das bedeutet, dass auf 10 Brutpaare nur 2 Junge kommen. Deshalb sind viele Naturschützer inzwischen dazu übergegangen, die Nester der
Brachvögel mit Elektrozäunen gegen Prädatoren zu schützen.
Auch bei der Feldlerche ist europaweit ein Bestandsrückgang seit 1980 um ca. 50% festzustellen. Eine mögliche Maßnahme zur
Verbesserung der Situation der Feldlerche ist die Anlage von Lerchenfenstern. Diese Lerchenfenster (bei der Aussaat wird die Saatmaschine für ein paar Meter ausgeschaltet) dienen den
Lerchen als Landebahnen, von denen aus sie zu den Brutplätzen im Feld kommen. Besser noch als Lerchenfenster wäre allerdings ein doppelter Saatreihenabstand in Teilen der Getreidefelder.
Die Anlage von Hecken oder von Blühstreifen sind weitere Maßnahmen, die den Vögeln der Feldflur ein wenig helfen können. Matthias Luy illustrierte das an einem Beispiel einer vom LBV München
angelegten mehrreihigen Hecke in der Nähe von Johanniskirchen. Diese Hecke war nach wenigen Jahren der einzige Lebensraum für Arten wie Sumpfrohrsänger oder Goldammer in diesem
Gebiet. Mit einer kurzen Darstellung über die möglichen Förderprogramme für Landwirte wie Vertragsnaturschutzprogramm (VNP) und Kulturlandschaftsprogramm(KULAP) sowie einem
Exkurs über die Rolle des Verbrauchers in diesem Zusammenhang beendete Matthias Luy seinen Vortrag.
Eine intensive Diskussion schloss sich an, einige der ASO-Teilnehmer konnten aus ihren persönlichen Erfahrungen mit der Kartierung von Feldlerchen, der Betreuung von Kiebitzbrutplätzen oder
der Elektrozäunung von Brachvogelgelegen berichten. Matthias Luy berichtete von seinen Erfahrungen mit Landwirten und bot an, die ASO bei entsprechenden Aktivitäten zu
unterstützen. Herzlichen Dank an Matthias Luy für einen ausgesprochen informativen Vortrag über ein leider sehr bedrückendes Thema.
(Text: Pit Brützel)