Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Exkursion zum Hollerner See und in die Garchinger Heide

29. Juni 2025

Beobachtung am Hollerner See
Beobachtung am Hollerner See

Sonntagmorgen um halb 6 gab es auf der A99 bereits regen Verkehr. Allerdings stellten sich nicht alle Verkehrsteilnehmer als ASO-Ornis heraus. Ganze 8 Exkursionsfreudige fanden sich um 6 Uhr beim Treffpunkt am Hollerner See ein. Die ersten Singvögel des Tages waren bereits am Parkplatz zu hören (z.B. Dorngrasmücke und Gelbspötter). Zudem konnte ein Stieglitz beim Bau eines Nestes beobachtet werden. Am See stellten wir fest, dass wir doch nicht allein waren und es sich bei den anderen Verkehrsteilnehmern u.a. um die Hobby-Fischer handeln musste, die zu früher Stunde schon ihre Angelhaken ins Wasser warfen.

 

Bevor wir uns auf die Suche nach der Hauptzielart (Zwergdommel) machten, wurden unsere Bestimmungsfähigkeiten durch eine außergewöhnlichen Erscheinung getestet. Trotz vollständig fehlender Vergleichsdatengrundlage gelang Sebastian Ludwig die treffsichere Einordnung: Bachstelze mit fehlendem Schwanz. Das bemitleidenswerte Individuum bewies absolute Tapferkeit und Überlebenskunst und beeindruckte uns wiederholt mit seinen Flugkünsten. Beim Absuchen der Uferbereiche und der Insel blieb uns die Zwergdommel zwar verborgen, dafür kreuzte ein vorbeifliegender Waldwasserläufer unsere Blickrichtung. Einige am Wasser lebende Vögel waren mit ihren diesjährigen Jungtieren unterwegs: Blässhuhn, Teichhuhn, Haubentaucher, Stockenten, Graugänse und sogar Kolbenenten – nur die Reiherenten schienen ohne Nachwuchs zu sein. Am Uferbereich konnten Teichrohrsänger und Gelbspötter beobachtet werden. Max Herrmann gelang schließlich die erstaunlichste Entdeckung: „Nachtreiher!“ Vermutlich war noch ein zweites Individuum unterwegs, das den am entfernten Ufer rastenden Nachtreiher passierte, woraufhin dieser sich in die Lüfte erhob und unmittelbar in unsere Richtung geflogen kam. Eine tolle Beobachtung! Ein ungelüftetes Geheimnis blieb dagegen ein kurzschwänziger überfliegender Vogel, der von seiner Flugweise an einen Kleinspecht erinnerte. Starker Verdacht: Heidelerche… 

Grauammer (Foto: Max Herrmann)
Grauammer (Foto: Max Herrmann)

Ausgelöst durch die Diskussion, welches Videomaterial in der Kosmos-Vogelführer-App („Svensson“) in der Grundversion verfügbar ist, ergab sich zwischen einigen Ornis ein intensiver Austausch über den „Peitschenknall“ des Ziegenmelkers und wie dieser zustande kommt. (Fazit: Die Flügel berühren sich nicht, sind aber für das Geräusch verantwortlich.) Mit zunehmender Verweildauer kamen neben den Gimpeln nicht nur die ersten Badegäste vorbei, sondern auch unser größter Gegner des Tages: die Hitze! Bei der Beobachtung der Grasmücken (Mönchs-, Dorn-, Garten-) suchten die ersten Ornis bereits regelmäßig Schattenplätze auf. 

 

Das war bei unserer nächsten Station, der Garchinger Heide, gar nicht so leicht. Zum Glück war die ausgerufene Zielart Grauammer direkt am bekannten Singplatz anzutreffen. Auf Gebietskenner Emil Schmid-Egger war wie schon am Hollerner See Verlass. Vielen Dank für die ortskundige Führung! Außerdem waren Dorngrasmücken, Neuntöter, Feldlerchen, Gelbspötter, Hohltauben, ein Schwarzkehlchen und eine ganze Saatkrähenkolonie vor Ort. Aufgrund der fast unerträglichen Hitze gaben wir schließlich nach und entschieden uns für den schnellen Aufbruch. Für die ausgebliebenen Rebhühner waren wir vermutlich ohnehin schon zu spät dran. Beim Ausparken auf die Landstraße erspähten wir überraschenderweise Manfred Siering mit einer Gruppe Ornis im Schlepptau, die aus entgegengesetzter Richtung zu ihren Autos zurückliefen. Das erklärte uns die unerwartet herausfordernde Parkplatzsituation, bei der einige Rangierkünste erforderlich gewesen waren.

künstliche Uferschwalbenwand
künstliche Uferschwalbenwand

Unser letztes Reiseziel sollte uns vom Kiesabbaugelände beim Brandstadl bei Hallbergmoos durch den angrenzendem Auwald zur großen Uferschwalbenkolonie führen. Schätzungsweise über 300 Individuen boten an der künstlichen Nistwand ein regelrechtes Spektakel. Mal durch startende Flugzeuge aufgescheucht, mal durch überfliegende Greifvögel hoben sie sich wie eine Wolke in die Lüfte. Dann wurde wieder Entwarnung gegeben, die Bruthöhlen konnten wieder angeflogen und die Jungtiere mit Futter versorgt werden. Am anliegenden ruhenden Gewässer tummelten sich Graugänse, Höckerschwäne, Kolben-, Tafel-, Reiher- und Stockenten, Blässhühner und Graureiher. Für uns war diesmal reichlich Schatten vorhanden und so konnten wir unsere Brotzeit oder die Beobachtung eines kreisenden Wespenbussards am wolkenlosen Himmel genießen. Für unerwarteten Niederschlag und Erfrischung sorgten die Schaumzikaden. Nun stellte sich Zufriedenheit ein und der mögliche Trip zum Ismaninger Speichersee musste bei dieser Hitze auch nicht unbedingt sein. Auf dem Rückweg zu den Autos rundete zu unserer Freude ein Pirolgesang den erfolgreichen Vogeltag ab.

 

(Text: Leo Bockmaier; Fotos, soweit nicht anders angegeben: Günther Paschek)