Gemeinsam Bayerns Natur schützen

27. April 2025

Exkursion zu den Isarstauseen bei Eching

Wenn an einem Sonntagmorgen der Wecker um 5 Uhr klingelt, kann das eigentlich nur eins bedeuten: Es ist Exkursionstag!

ASO - Exkursion am Moosburger Isarstausee (Foto: Claudia Höll)
ASO - Exkursion am Moosburger Isarstausee (Foto: Claudia Höll)

Am 27. April 2025 fand sich eine bunte Truppe ASO-Aktive, Neuzugänge und Anhängsel an einem Parkplatz direkt am Rand des Echinger Stausees ein. Immerhin 16 Engagierte hatten gegen die morgendliche Bettschwere gewonnen, sich Dank OIivers unermüdlichen Vermittlungsversuchen zu verschiedensten Fahrgemeinschaften zusammengetan und sich die immerhin 80 Kilometer auf den Weg gemacht.

 

Das Wetter war vielversprechend, der Himmel fast wolkenlos blau und das Wasser glitzerte. Noch schnell in das Vesperbrot gebissen, die erste überfliegende Rohrweihe entdeckt und los sollte es gehen.

 

Erfahrene Exkursionsteilnehmende wissen: Ein Hinweg dauert gerne mal deutlich länger als ein Rückweg. So auch hier. Gerade einmal ein paar 100 Meter schaffte es die Gruppe, bevor sich ausgiebig umgeschaut werden musste.

Flussseeschwalbe (Foto: Emil Schmid-Egger)
Flussseeschwalbe (Foto: Emil Schmid-Egger)

Immerhin gab es auch schon einiges zu sehen: Neben einer großen Anzahl an Gänsen, Grau- und Silberreihern, Kormoranen und verschiedenen Enten (Stock-, Schnatter-, Krick-, Reiher-, Spieß-, Knäk-, Kolbenente), Gänsesägern, Zwerg- und Haubentauchern tummelte sich auch ein Trauerschwan - auch Schwarzschwan genannt - auf der Wasserfläche. Eine Erstbeobachtung für einige von uns. Laut vorbeigehenden Spaziergängern ist dieses Exemplar ein seit Jahren regelmäßiger Gast am Echinger Stausee.

 

Dank leistungsstarker Spektive und ausdauernden Ornithologen konnte nach einigen Minuten auch der erste Nachtreiher entdeckt werden. Und das obwohl dieses Exemplar wirklich alles versuchte, um unsichtbar zu bleiben. An der anderen Uferseite, versteckt im Hang unter Ästen ruhend, zeigte er zu Beginn nur hin und wieder Kopf und Schnabel. Mit einer solchen Hartnäckigkeit hatte er wohl nicht gerechnet. Gesehen, verkündet und auf Ornitho gemeldet. Die Exkursionstruppe zeigte sich eingespielt.

 

 

Kiebitz (Foto: Jana Selzer)
Kiebitz (Foto: Jana Selzer)

Weiter ging es auf einem schönen Weg direkt am Stausee entlang, während im Hintergrund die ersten Großen Brachvögel riefen. Das Ziel war ein Beobachtungsturm und ein größerer Schilfgürtel mit angeblichem Blaukehlchen-Vorkommen. Auf dieses besonders hübsche Exemplar aus der Familie der Fliegenschnäpper hatten wir es abgesehen.

 

 

Auf dem Weg dorthin tummelten sich auf dem Wasser Blässhühner, Teichhühner, Flussuferläufer, Lachmöwen, Mittelmeermöwen, Flussseeschwalben, Uferschwalben. Mehrere Wasserrallen gaben sich durch ihre quiekenden Rufe zu erkennen.

 

Lust sich zu zeigen hatte an dem Tag aber leider keines der auch Schilfschwein genannten Rallenvögel. Ein großer Trupp von circa 65 Mauerseglern verkündete über uns lautstark ihre Rückkehr aus Afrika und leitete damit den gefühlten Beginn des Sommers ein. Das allgemeine Glücksbarometer war ziemlich weit oben.

 

 

Am Moosburger Isarstausee (Foto: Sebastian Ludwig)
Am Moosburger Isarstausee (Foto: Sebastian Ludwig)

Nur der Wind sorgte bei fortschreitender Dauer für einen kleinen Dämpfer. Mittlerweile hatte es doch etwas aufgefrischt und daher zeigten sich die Blaukehlchen an dem Tag nicht. Dafür aber Rohrammer, Eisvogel und Rohr- und Feldschwirl und von den Rohrsängern Teich-, Schilf- und Drosselrohrsänger. Nur für den Sumpfrohrsänger war es noch etwas zu früh im Jahr.

 

Nach circa 2,5 Stunden ließ sich die Gruppe wieder zurück Richtung Auto bewegen. Dort wurde bei einer schnellen Vesperpause das nächste Ziel ausgerufen.  Wieder ein Stausee, dieses Mal der Moosburger Stausee, kaum 15 Minuten Autofahrt entfernt. Leider machte auch dort uns der Wind einen Strich durch die Rechnung. Anstatt einer reichen Wasservogelwelt begrüßten uns vier Kormorane und eine Geheimnis- Limikole. Trotzdem blieb die Laune bei Sonnenschein gut. Ein kleiner Trupp konnte sich nicht einigen, welchen Vogel man da beobachtete. “War es nun doch die eine Art oder die andere?” Also begann die Gruppe, der Geheimnis-Limikole nachzustellen. Es sollte sich als Bruchwasserläufer herausstellen.

 

die Geheimnis-Limikole - ein Bruchwasserläufer (Foto: Sebastian Ludwig)
die Geheimnis-Limikole - ein Bruchwasserläufer (Foto: Sebastian Ludwig)

 

 

Mittlerweile war es Mittag geworden. Ein kleines Zweierteam schlich sich heimlich weg und tankte Kraft in Form von Kaffee und Kuchen. Der Tag sollte lang werden und auf dem Plan standen noch so einige Stopps auf dem Weg zurück in den Süden.

 

 

 

 

Gesagt, getan. Im Viehlaßmoos, südlich der A92, kam die ganze Truppe wieder zusammen. Lauftechnisch wurden nur einige wenige 100 Meter vom Auto zu Fuß zurückgelegt und die hatten sich total gelohnt!

 

 

Kraniche (Foto: Jana Selzer)
Kraniche (Foto: Jana Selzer)

Eine kleine Ansammlung an flachen Tümpeln brachte Kiebitze, Brachvögel, Grünschenkel und Bruchwasserläufer mit sich. Ein Baumfalke flog über uns hinweg und ein Kranich stolzierte im Hintergrund über die Wiese. Im Himmel, weit weg, zeigten sich dem geübten Auge eine Rohrweihe und sogar ein Seeadler. Der Fasan stolzierte über den angrenzenden Acker und Unmengen an zitronengelben Wiesenschafstelzen zeigten sich bei der Balz. Wir schafften es kaum, uns loszureißen. Mehrfach wurde die Gruppe liebevoll angeschoben, man würde gerne weiter zum nächsten Punkt. Endlich saßen alle wieder in den Autos und dann gesellte sich ein zweiter Kranich zu dem ersten. Beide stiegen in die Luft und kreisten minutenlang direkt über unserer Gruppe, die natürlich längst wieder aus den Autos gesprungen war. Einige Zeit lang waren nur glückselige Seufzer und das rasche Klicken der Kameras zu hören.  

 

Und immer noch war der Tag nicht zu Ende.

 

 

Laubfrosch (Foto: Sebastian Ludwig)
Laubfrosch (Foto: Sebastian Ludwig)

Kaum fünf Minuten Autofahrt brachten uns zum nächsten Ziel, dem Kieswerk Berglern. Viele kleine Seen, umgeben von allerlei Bewuchs. Auch hier zeigte sich viel Buntes aus der Vogelwelt. Baumfalken, ausgiebig und pfeilschnell über uns jagend, sowie ein gut sichtbar singender Rohrschwirl. Die unverwechselbaren Drosselrohrsänger, die erste Gartengrasmücke und die erste Dorngrasmücke in 2025. Dazu Kiebitze, Fasane und ein Rohrweihenpärchen beim Balzflug. 

 

Weiter ging es Richtung Süden zum vorletzten Ziel des Tages, dem Kieswerk Eichenkofen. Geographisch gesehen liegt es nördlich von Erding. Im Vergleich zum Kieswerk Berglern zeigte sich die Gegend dort deutlich trockener und sandiger mit weniger Bewuchs. Auf den Wällen eines Sees balzten Dorngrasmücken und wir bewunderten ausgiebig einen sehr entspannten, in der prallen Sonne sitzenden Laubfrosch. Zu Wasser zeigten sich Knäck- und Löffelenten. Die angrenzenden Wiesen waren bevölkert von Gänsen. Wie sich nach genauem Hinschauen herausstellte, waren neben vielen Graugänsen auch eine Kurzschnabelgans und eine Blässgans dabei. Wieder Erstbeobachtungen für einige von uns.

 

In und um einen Flachwasser-Tümpel herum zeigten sich Bruchwasserläufer, balzende Flussregenpfeifer und balzende Wiesenschafstelzen. Über uns flogen ein Turmfalke und ein Sperber.

Kiebitzpulli (Foto: Jana Selzer)
Kiebitzpulli (Foto: Jana Selzer)

Mittlerweile war es früher Abend geworden. Für die Hartgesottenen wurde ein letztes Ziel ausgerufen. Eine kleine Wiese mit Flachwasser-Tümpel, direkt an den S-Bahn Gleisen liegend in der Nähe von Pulling.

 

Hier liegt ein eingezäunter Bereich, in dem Kiebitze geschützt brüten können. Und wie wir begeistert sehen konnten, scheinen sie damit erfolgreich zu sein. Insgesamt 15 Pulli unterschiedlichen Alters rannten auf ihren viel zu lang geratenen Beinen am Weiher entlang, die wachsamen Elternteile immer in der Nähe. Insgesamt wurden fast 30 Kiebitze gezählt, dazu Flussregenpfeifer, Bruchwasserläufer, ein Dunkler Wasserläufer und wieder Wiesenschafstelzen. Etwas später segelten Große Brachvögel über unsere Köpfe hinweg und landeten; das Gebiet wird offensichtlich als sicherer Schlafplatz angenommen.

  

Was für ein wunderschöner Abschluss eines langen und intensiven Exkursionstages. Selten wurden so viele, so lohnende Stopps gemacht. Die Anzahl der Arten summierte sich auf unglaubliche 90 Stück, inklusive einiger Erstbeobachtungen.

 

Besonderer Dank gilt wie immer dem Orga-Team, Oliver und Sebi. Gerne wieder.

 

(Text: Jana Selzer)