Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Winterexkursion an den Chiemsee

Am 24. November 2024 trafen sich vier Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Starnberger Ornithologen (ASO) zu einer vogelkundlichen Exkursion an den Chiemsee. Die Teilnehmerzahl war in den letzten Tagen vor der Exkursion wegen Krankheit, Terminkonflikten und andere Gründen so stark geschrumpft. Bei sonnigem und mildem spätherbstlichen Wetter begannen wir unsere Beobachtungen um 8.30 Uhr im Irschener Winkel am südwestlichen Ende des Chiemsees.

Irschener Winkel

 

Von dem dortigen Beobachtungsturm aus konnten wir die Flachwasserzone bis zum angrenzenden Schilfrand gut überblicken. Nach einem kurzen Schauer hatte sich der Nebel vollständig verzogen und die klare Luft erlaubte eine hervorragende Sicht auf das morgendliche Treiben der Wasservögel. Auffällig waren zwischen zahlreichen häufigen Entenarten drei Dutzend gründelnde Spießenten, drei Samtenten, eine Brandgans und vier Schwarzhalstaucher – letztere immer wieder weg, dann wieder da, um kurz darauf erneut abzutauchen. Neben 12 Bekassinen entdeckten wir auch einen sehr späten Kampfläufer und – für manche der Teilnehmer ein (Deutschland)-Lifer! – eine Zwergscharbe, die auf einem Ast im Wasser stand. In der Ferne auf dem offenen See erblickten wir dann den ersten Prachttaucher des Tages.

 

 

 

Chieming

 

Beglückt durch diese schönen ersten Beobachtungen ging es mit dem Auto um fast den halben Chiemsee herum ans Ostufer nach Chieming. Von der Beobachtungsplattform in Chieming genossen wir die weite Sicht auf den See und beobachteten dort insgesamt sechs Prachttaucher. In der Nähe waren einige Rostgänse und 16 Große Brachvögel sowie zwei Sturmmöwen zu entdecken, in der Ferne ein paar Ententrupps, die wir genauer unter die Lupe bzw. in das Spektiv nehmen wollten. Also spazierten wir ein paar hundert Meter Richtung Süden, um die durcheinander schwimmenden Tauchenten zu studieren: 7 Samtenten und 6 Bergenten, darunter ein Männchen, waren emsig mit der Nahrungssuche beschäftigt. Nach unserer Annäherung waren die rundere Kopfform und das insgesamt kräftigere Profil der größeren Bergenten im Gegensatz zur etwas schlankeren Reiherente mit dem charakteristischen Schopf am Hinterkopf relativ deutlich zu sehen. Bei der Reiherente ist zudem die ganze Schnabelspitze schwarz, während bei der Bergente das Schwarze nur knapp über den Nagel hinausreichen kann.

 

Am südlichen Ortsrand von Chieming machten wir noch einen kurzen Zwischenstopp, um einen großen Ententrupp genauer unter die Lupe zu nehmen – und das mit Erfolg: Eine weibliche Eisente schwamm zwischen den zahlreichen Tauchenten umher und ließ sich ausgiebig und gut beobachten.

Achendelta-Ost (Hirschauer Bucht)

 

Am frühen Nachmittag erreichten wir den Beobachtungsturm an der Hirschauer Bucht. Von dort hatten wir Blick auf den Mündungsbereich der Tiroler Achen und entdeckten im schlammigen Uferbereich zwei Waldwasserläufer, einige Kiebitze, Bekassinen, Große Brachvögel und Bergpieper. Weit weg baumte ein Habicht auf, ein Schwarzschwan zog seine Kreise und zwei Singschwäne ruhten auf einer Schlammbank. Oliver spürte zwischen den Mittelmeermöwen eine Steppenmöwe auf, die mit ihrer flacheren Stirn und dem eckigeren Hinterkopf auffiel. Ein paar Singvögel schwirrten immer wieder um den Turm herum und boten teils äußerst nahe Beobachtungen. Und wir konnten kurz den Anblick eines Eisvogels erhaschen, bevor wir auf die Westseite des Mündungsbereiches der Tiroler Achen weiterfuhren.

 

Achendelta-West (Lachsgang)

 

Ein zweistündiger Spaziergang führte uns dort am Nachmittag rund um eine kleine, auch Achenzipf genannte Halbinsel, von wo wir einige weitere Arten entdecken sollten, die wir zuvor an diesem Tag noch nicht gesehen hatten. Nach dem Marsch über offenes Feld eröffnete sich der Blick auf den See und wir sahen zwei Ohrentaucher im westlichen Achendelta, einen Sterntaucher auf dem offenen See und direkt vor unserer Nase schwamm plötzlich ein Rothalstaucher relativ ufernah vorbei. Zudem jagten sich zwei Wasserrallen rufend durch das Schilf. Im warmen, spätnachmittäglichen Licht gingen wir dann zufrieden am Seeufer entlang zurück zum Ausgangspunkt am Parkplatz.

 Ein abschließender kurzer Halt an der Autobahnraststätte Chiemsee brachte aufgrund der Dunkelheit keine neue Art mehr und so befanden sich auf der Tagesliste am Ende dieses wunderbaren Tages insgesamt 73 Vogelarten.

(Text: Sebastian Ludwig, Fotos: max Herrmann, Richard Roberts, Sebastian Ludwig)