An den Mittelstettener Klärteichen war dann der nächste Beobachtungshalt vorgesehen. Kaum waren wir aus dem Auto ausgestiegen, sang die Nachtigall. Für uns Ornis vom Starnberger See ein sehr
ungewohntes Erlebnis, da sich die Nachtigall bei uns so gut wie nie hören oder sehen lässt. Auf den Klärteichen ließen sich dann die diversen Limikolen wie Flußregenpfeifer, Kampfläufer und
Bruchwasserläufer beobachten. Die Flußregenpfeifer brüten dort wohl, zumindest konnten wir das Muldendrehen beobachten.
Das Wetter hielt immer noch, es hatte noch nicht geregnet. Der nächste Beobachtungspunkt war dann am Bertoldsheimer Donaustausee. Dort gab es viele unterschiedliche Entenarten zu beobachten,
darunter auch eine sehr schön gefärbte männliche Samtente. Daneben Brandgänse, Knäkenten und Pfeifenten. Uferschwalben jagten über
den See und auch ein Baumfalke ließ sich gut bei der Jagd beobachten. Es folgte noch ein kurzer Spaziergang durch die Auwälder. Der erste Pirol des Jahres ließ sein Flöten hören und wir
begaben uns auf die Suche nach Halsbandschnäpper und Mittelspecht. Beide Arten ließen sich - zumindest für einen kleinen Teil der Gruppe - hören.
Auf der Fahrt Richtung Altmühlsee begann es dann zu regnen und der Wunsch nach einer Kaffeepause wurde lauter. Allerdings gestaltete sich die Suche nach einem geöffneten Café relativ
schwierig – wir landeten schließlich in einem Gasthaus in Muhr am Altmühlsee. Frisch gestärkt ging es dann zur Umweltstation am Altmühlsee.
Verena Auernhammer, die Gebietsbetreuerin des Altmühlsees, empfing uns in der LBV_Umweltstation und gab uns einen ausgezeichneten Überblick über das Gebiet. Der Altmühlsee wurde in
den 1970iger Jahren zur Verbesserung der Wasserversorgung Nordbayerns angelegt. Für den Bau des Sees wurden ca. 600 Hektar wertvolle Feuchtwiesen der Altmühlauen vernichtet. Dieser
Lebensraumverlust wurde durch die Anlage der „Vogelinsel“ im Altmühlsee ausgeglichen. Dabei wurde ein Teil des Aushubmaterials zur Modellierung des Damms und der Inselzone verwendet. Die
„Vogelinsel“ besteht aus einem Ringdamm und – ja nach Wasserstand – aus ca. 75 kleineren Inselchen. Heute umfasst das Gebiet der Vogelinsel knapp die Hälfte des Altmühlsees. Die
andere Hälfte des Altmühlsees wird als Freizeitzone genutzt. Außerhalb des Rundwegs ist das Betreten der Vogelinsel nicht gestattet. Von einem großen und überdachten (!) Beobachtungsturm
aus hat man einen sehr guten Blick auf die einzelnen Lebensräume der Vogelinsel.
Neben der Vogelinsel ist vor allem das Wiesenbrütergebiet Wiesmet, das sich westlich an den Altmühlsee anschließt, von großer Bedeutung. Hier brüten Uferschnepfen, Große Brachvögel und
viele weitere Wiesenbrüter. Ein großes Dankeschön an Verena, die uns in ihrem Vortrag einen sehr guten Eindruck über die Struktur des Gebiets und über die aktuellen Herausforderungen wie
Besucherlenkung und Prädationsdruck bei den Wiesenbrütern gab. Einen Besuch der Umweltstation können wir nur empfehlen.
Trotz des schlechten Wetters – es regnete inzwischen – machten wir uns noch auf zur Vogelinsel, um einen ersten Eindruck vom Gebiet zu bekommen. Überall sangen die Nachtigallen, wir
konnten einige Limikolen und viele Enten - hauptsächlich Löffelenten, Krick- und Schnatterenten - beobachten. In einem künstlich angelegten Fischadlerhorst brütete der Weißstorch. Da das
Wetter doch ziemlich feucht und unangenehm wurde, brachen wir die Exkursion nach einer guten Stunde ab und fahren in unser Gasthaus in das nahegelegene Streudorf. Dort waren wir gut
untergebracht – die Zimmer waren gut, das Abendessen und auch ein paar Biere schmeckten den Teilnehmern.
Am Sonntagmorgen ging es gegen 6 Uhr morgens los. Wir hatten Riesenglück mit dem Wetter. Bei blauem Himmel erlebten wir die frühen Morgenstunden auf der Vogelinsel. Nebelschwaden stiegen
vom Wasser auf – eine sehr schöne Stimmung. Ornithologisch gab es einiges zu sehen. Diverse Limikolen wie Uferschnepfen, Bekassine, Grünschenkel, Dunkler Wasserläufer, Alpenstrandläufer,
Kampfläufer und Rotschenkel tummelten sich auf der Wiese vor dem Beobachtungsturm. Daneben viele Entenarten – vor allem Löffelenten, aber auch ein Spießentenerpel. Exotische Gänse wie
Nilgans, Rostgans und Streifengans waren zu sehen. Überall auf der Vogelinsel war der Gesang der Nachtigall zu hören. Nach knapp 2 Stunden wurde es aber empfindlich kalt und so
fuhren wir zum Frühstück ins Gasthaus nach Streudorf.
Frisch gestärkt machten wir uns am Vormittag dann auf, um das Wiesmet von unterschiedlichen Seiten aus zu erkunden. Bei Mörsach standen wir lange auf einem Beobachtungshügel und suchten
das Wiesengelände ab. Schafstelzen, Braunkehlchen, Feldlerchen und Wiesenpieper ließen sich beobachten, daneben natürlich auch Brachvögel und Kiebitze. Die Wunschvögel Grauammer und
Rebhuhn ließen sich leider nicht blicken. An Greifvögeln waren Rohrweihen, Turmfalke, Schwarzmilane und Mäusebussard zu sehen, bei einem großen Falken kamen wir mit der Bestimmung
nicht zurecht – vermutlich war es ein Wanderfalke. Den Rotfußfalke, der sich seit ein paar Tagen im Gebiet aufhält, haben wir leider nicht gesehen. Das Wetter war aprilmäßig durchwachsen,
Graupelschauer, Wind, Sonnenschein – von allem war etwas dabei.
Wir umrundeten dann das Wiesmet und beobachteten von verschiedenen Punkten aus. Riesige Wiesenflächen lagen vor uns – immer wieder Kiebitze und Brachvögel und auch der ein oder andere
Kleinvogel waren zu sehen. Steinschmätzer, Trauer- und Grauschnäpper auf dem Zug, aber auch Drosselrohrsänger und Schilfrohrsänger, die sich an den Schilfgebieten sehen ließen. Zum
Abschluß noch eine besonders schöne Beobachtung – eine Turteltaube in einem nahegelegenen Weidengebüsch – für Starnberger Ornis auch etwas ganz Besonderes.
In Muhr machten wir noch eine kurze Kaffeepause und gegen 3 Uhr verließen wir das Gebiet. Alle waren mit dem Gebiet und den Beobachtungen - wir haben über 100 verschiedene Arten gesehen -
sehr zufrieden und von einigen Teilnehmern hörte man: „Hier fahre ich bestimmt wieder mal her“.
(Text: Pit Brützel; Fotos: Ursula Wiegand/ Wolfgang Höll)