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Zwei Teams, eine Mission - das birdrace 2019

birdrace 2019 Teams der Arbeitsgemeinschaft Starnberger Ornithologen - Artennot und ASOnauten
Die beiden birdrace Teams der ASO. Artennot (links) und ASOnauten(rechts)

Eine lange Artenliste, ein großartiger Teamgeist und ein ambitioniertes Ziel, das wir nach rund 15 Stunden intensiver Vogelbeobachtung erreicht haben – das Birdrace 2019 war ein unvergessliches Erlebnis für das Team “Artennot“, das in der Besetzung Wolfgang Spatz, Jan Brinke und Tobias Laure mit dem Fahrrad an den Start ging. Parallel dazu konnte die Arbeitsgemeinschaft Starnberger Ornithologen (ASO) mit den “ASOnauten“, die aus Pit Brützel, Thomas Hafen und Sebastian Ludwig bestanden, noch ein weiteres Team ins Rennen schicken, das mit dem Auto unterwegs war. Sowohl die Mannschaft der “Artennot“ als auch die der “ASOnauten“ beschränkte sich auf Beobachtungen im Landkreis Starnberg. Klar, dass es da vorher im Scherz die eine oder andere Stichelei gab. Wer hat die bessere Strategie, wer findet neben den als sicher geltenden Arten mehr Raritäten? Konkurrenz belebt ja bekanntlich das Geschäft…

 

Für das Team “Artennot“ begann das Birdrace eigentlich schon am Vorabend. Um 20:00 war Treffpunkt bei Wolfgang und nach der Brotzeit frühes Schlafengehen angesagt, Kräfte sammeln fürs Birdrace. Dann ging’s los: 4:00 Uhr Aufstehen, 4:30 Uhr aufs Rad, 5:00 Uhr Ankunft am ersten Beobachtungspunkt im Manthal. Die Route, das Vorgehen und die zu erwartenden Arten hatten wir bereits drei Tage vorher bei einer abendlichen Taktikbesprechung ausgeknobelt. Der Plan, den wir vor allem unserem Chefstrategen Jan zu verdanken hatten, sah eine rund 80 Kilometer lange Radrunde vor, auf der wir die ornithologisch interessantesten Stellen passieren.

 

birdrace 2019 - Team ASOnauten
Die ASOnauten (v.l.n.r. Thomas Hafen, Pit Brützel, Sebastian Ludwig)

Als erste Art schaffte es um 4:40 Uhr eine singende Amsel auf die Liste, nur Minuten später kam die Wacholderdrossel dazu. Auch Feldschwirl, Singdrossel, Zaunkönig und Waldkauz konnten wir früh abhaken. Der Klangteppich aus Gesängen und Rufen wurde schließlich von Minute zu Minute dichter, eine Vogelart nach der anderen stimmte ein. Gut für die Birdracer, aber auch eine immer größere Herausforderung, die einzelnen Spezies herauszuhören.

 

Am Starnberger See nahmen wir weitere Arten wie Flussseeschwalbe, Kolbenente, Tafelente oder Kormoran mit. Auf dem Weg ins Leutstettener Moos hofften wir in Percha auf die Türkentaube, die aber zunächst weder zu sehen noch zu hören war. Was also tun, eine Extrarunde durch die Straßen drehen? Kurze Diskussion im Team. Gut, machen wir. Hat sich gelohnt, die Türkentaube flog uns tatsächlich wenige hundert Meter weiter über den Weg - darüber hinaus rief auf einem Hausdach der Grauschnäpper. Glück gehabt, den hatten wir noch gebraucht. Das macht das Birdrace per Fahrrad aus, diese spontanen Entscheidungen im Team. Lohnt dieser oder jener Umweg und wie stehen die Chancen, die Art auch später noch zu bekommen?

 

Um 8:00 Uhr folgte dann der Höhepunkt des Tages, da sind wir uns einig. Wir beobachteten am Leutstettener Moos, hatten unsere Gebietszielarten Schwarzkehlchen, Rohrweihe, Bekassine, Grauspecht und Baumpieper bereits gefunden, als Jan einen Ortolan entdeckte. Singend. Ein echter Kracher für den Landkreis – und ein Vogel, mit dem wir niemals gerechnet hatten bei unserem Angriff auf die 100-Arten-Schallmauer. Das war das Ziel, das wir uns gesteckt hatten.

 

Über das Würmtal mit Wasseramsel, Gebirgsstelze und Mandarinente ging die Tour weiter durch Wälder und an Feldern vorbei zum Areal um den Flughafen Oberpfaffenhofen. Es ist ein unschlagbarer Vorteil des Radfahrens, dass man auch während der Fahrt immer wieder eine neue Art einsammelt. Ist man nicht zu schnell unterwegs, klappt das mit dem Hören und Erkennen von Rufen und Gesängen ganz gut. Ein weiterer Pluspunkt: Wir hatten dadurch nie längere Phasen ohne neue Art - was für die Motivation über den ganzen Tag nur gut sein konnte.

 

In den Kiesgruben Oberbrunn trafen wir dann auf das “ASOnauten“-Team. Kein Wunder, die Ecke darf man sich auf gar keinen Fall entgehen lassen. Flussregenpeifer, Dorngrasmücke, Schwarzmilan und Neuntöter erweiterten unser Portfolio. Dazu entdeckte Wolfgang in großer Entfernung einen Schwarzstorch. Nach kurzem Plausch und fachlichem Austausch mit den “ASOnauten“-Kollegen ging es für beide Mannschaften weiter- Zeit zu verlieren hat nämlich keiner beim Birdrace.

 

birdrace 2019 - Team Artennot
Team Artennot: 101 Vogelarten! (v.l.n.r. Jan Brinke, Wolfgang Spatz, Tobias Laure)

Unser Weg führte uns nun in südlicher Richtung über den Maisinger See zum Deixlfurter See. Wir standen bei 92 Arten, die 100 schien zum Greifen nah - aber es wurde immer schwerer, die Liste zu ergänzen. Den Durchbruch schafften wir schließlich im strömenden Regen am Starnberger See. An der Roseninsel entdeckte Tobias einen jagenden Baumfalken, Jan machte uns auf die Schellenten aufmerksam, Wolfgang filterte uns aus Hunderten von Rauch- und Mehlschwalben eine der wenigen Uferschwalben heraus. Die Schallmauer von 100 Arten beim Birdrace im Landkreis Starnberg war geknackt, die Freude riesengroß. Was konnte uns da der Regen anhaben, wen störte da schon der mitunter heftige Gegenwind beim Radeln? Es herrschte Euphorie im Team! Mit diesem Gefühl packten wir auch locker die letzten Kilometer zu Wolfgang nach Hause.

 

Das war’s dann also? Nein. Einen haben wir noch. Nach dem Abendessen inspizierten wir Wolfgangs Garten – und waren prompt zur Stelle, als der Wendehals sich trotz widriger Wetterbedingungen kurz nach halb acht entschied, das gemütliche Zuhause seines Nistkastens zu verlassen. Ein würdiger Abschluss eines wunderbaren Tages beim Birdrace, das wir mit 101 Arten beschlossen haben.

 

Zusammen mit dem Team der “ASOnauten“, die am Ende auf starke 93 Arten kamen, haben die sechs Birder damit für den Landkreis Starnberg innerhalb eines Tages 111 Vogelarten dokumentiert – und darauf sind wir alle schon ein bisschen stolz. Ein ganz besonderer Dank geht an unsere vielen Sponsoren, die fleißig gespendet und damit die Plattform ornitho.de mit insgesamt ca. 1.200 Euro unterstützt haben.

 

Die Einzelergebnisse der Teams findet man hier: Artennot und ASOnauten.

 

(Text: Tobias Laure)