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Birden von 5 Uhr morgens bis 22 Uhr abends  - birdrace in Starnberg

STernglAstaucher und ASOnauten
STernglAstaucher und ASOnauten

4. Mai 2024

Um 4 Uhr 58 wird der erste Vogel bei den ASOnauten notiert – ein Hausrotschwanz bei einem Parkplatz in Gilching. 17 Stunden später beenden die ASOnauten das birdrace 2024 an derselben Stelle nach einem herrlichen Tag voller ornithologischer Erlebnisse.

 

Doch der Reihe nach. Auch im Jahr 2024 traten 3 Teams der Arbeitsgemeinschaft Starnberger Ornithologen (ASO) an. Das Team StarnRacer, das den letztjährigen Rekord aufgestellt hatte, trat heuer in der Besetzung Jochen Wolf / Franz Pommer an. Claudia Höll war Captain des Teams STernglAstaucher, das dieses Jahr in der Besetzung Claudia und Julia Höll, Peter Witzan und Jana Selzer antrat. Die ASOnauten traten in der gleichen Besetzung wie in den beiden Vorjahren an (Pit Brützel, Sebi Ludwig, Jonas Schlenger).

 

Deutschlandweit nahmen über 900  Teams mit über 2.700  birdracern am birdrace teil.  Seit der Corona-Zeit kann das birdrace auch in virtuellen Teams ausgetragen werden. Bei dieser Variante ziehen die Team-Mitglieder nicht gemeinsam los, sondern verteilen sich über das ganze Land. Damit steigt natürlich die Anzahl der möglichen zu beobachtenden Arten. In diesem Jahr waren die ASO-Teams alle klassisch, d.h. gemeinsam und auch nur innerhalb des eigenen Landkreises unterwegs. Der Artenrekord in der klassischen Variante im Landkreis Starnberg betrug 107 Arten. Würde es einem Team gelingen, diesen Rekord zu brechen?

 

Und wie viele Spenden würden die ASO-Teams im Familien- und Freundeskreis einsammeln können? In den letzten Jahren waren es immer etwas mehr als 3.200 €, ein Betrag, der vollständig für den Betrieb und der Weiterentwicklung der Internet-Plattform ornitho.de verwendet wird.

 

Mit dem Wetter hatten die birdracer dieses Jahr ausgesprochen Glück. Kein Tropfen Regen, kaum Wind, Sonnenschein pur – also ideale Verhältnisse für einen ganzen Tag birden. Die Teams hatten ja nach Wohnort, Fortbewegungsmittel, Erfahrung aus den letzten jahren und den letzten im ornitho gemeldeten Vogelarten ihre Strategie und ihre Route festgelegt. Bei den meisten ging es gegen 5 Uhr morgens los und Ende war meist nach Einbruch der Dunkelheit.

STernglAstaucher (Claudia Höll, Julia Höll, Jana Selzer, Peter Witzan)
STernglAstaucher (Claudia Höll, Julia Höll, Jana Selzer, Peter Witzan)

 

 

 

Die STernglAstaucher starteten in Gauting an der Würm mit den „üblichen Verdächtigen“ als erste Arten: Rotkehlchen, Amsel, Kohlmeise. Eines der ersten Highlights waren die Wasseramselpulli an der Würm. Weiter ging es zum Pioniergelände nach Krailling und in die Kiesgruben bei Oberbrunn, bevor das Team die Wasservögel am Starnberger See suchte. Sowohl im Piogelände als auch am Starnberger See war nicht allzu viel los, dafür entschädigten die vielen Bluthänflinge in der Kiesgrube.  Und den STernglastauchern gelang als einzigem Team der Nachweis einer Sturmmöwe (am Starnberger See). Den Tannenhäher (im Pionierglände) konnte die STernglAstaucher dokumentieren, das war bspw. eine Art, die den ASOnauten nicht vergönnt war. Krönender Abschluss war für die STernglAstaucher das Ampermoos. Am Ende standen bei diesem Team 88 Arten auf der Liste.

Starnracer Franz Pommer und Jochen Wolf
Starnracer Franz Pommer und Jochen Wolf

Für die StarnRacer, die mit 102 Arten ein tolles Ergebnis abgeliefert haben, berichtet Jochen Wolf folgendes:

 

Wir sind um 5:00 aufgebrochen und sind gleich hinter Gauting einer fliegenden Waldohreule begegnet. 5 min später in Unterbrunn hat eine gerufen, mgl. dieselbe. Im Kerschlacher Forst gings dann offiziell los und wie letztes Jahr haben wir die Waldschnepfe verpasst. Das wurde aber wettgemacht durch einen rufenden Waldkauz und einen Sperlingskauz, den wir lange beobachten können. Wir haben dann noch viel Zeit auf die Heckenbraunelle gewartet, ein Kernbeisser wurde leider nur von der Hälfte von uns gehört und blieb sonst am Tag weiter unentdeckt.

 

Insgesamt hatten wir dieses Jahr Schwierigkeiten mit den vermeintlich 'sicheren' Arten, von Wasseramsel und Mandarinente an der Würm, bis zur Sumpfmeise und dem Mauersegler. Am Starnbergersee hatten wir fast gar kein Glück und hatten so gut wie keine Taucher und auch bei den Entenvögeln war es recht mau. Generell hatten wir den Eindruck, dass das Jahr phänologisch schon weit fortgeschritten war und Zugvögel schwer zu entdecken waren.

 

Die Kiesgrube hat uns dann aber mit Waldwasserläufer und einem Bienenfresser, der perspektivisch wohl dort auch brüten könnte, mehr als entschädigt. Am Schilfteich in der Grube haben wir lange dem vermeintlichen Ruf einer Beutelmeise gelauscht, der aber wohl auch - ganz ähnlich - von einer anwesenden Amsel stammen konnte. Den Tag haben wir dann so gegen 2200 mit einem weiteren highlight, einem Rotfußfalken, im Ampermoos abgerundet. Die Wachtel auf dem Weg nach Hause ist leider auch ausgeblieben.

 

Zusammenfassend war das ein toller Tag, bei dem sich viele der erwartbaren Arten nicht gezeigt haben, aber wir dafür auf ein paar Schmankerl gestoßen sind. Leider haben wir nur ein Photo geschafft, das alles andere als vorteilhaft ist. Aber nun ja, der Fokus lag woanders 🙂

Die ASOnauten (Pit Brützel, Jonas Schlenger, Sebi Ludwig) an der Roseninsel
Die ASOnauten (Pit Brützel, Jonas Schlenger, Sebi Ludwig) an der Roseninsel

Die ASOnauten begannen ihr birdrace wie jedes Jahr im Ampermoos. Eine erste Bilanz nach 3 Stunden rund um das Ampermoos ergab schon 72 Arten. Ein vielversprechender Anfang.  Absolutes Highlight war ein Kranich, der sich seit einigen Tagen im Ampermoos aufhält und den man in der Ferne rufen hörte. Daneben fast alle Singvogelarten, die wir im Ampermoos erwartet hatten: Wiesenpieper, Blaukehlchen, Rohrschwirl, Feldschwirl und Schilfrohrsänger waren die wichtigsten Vertreter. Brachvogel, Bekassine und Kiebitz waren zu hören und zu sehen, nur Pirol und Kleinspecht ließen sich nicht beobachten.

 

In den Kiesgruben bei St.Gilgen, einem Gebiet, das wir in diesem Jahr zum ersten Mal besucht hatten, komplettierten Neuntöter, Baumpieper, und vor allem ein singender Wendehals das Artenspektrum. Am Jaisweiher in Gilching überraschte uns ein singender Gelbspötter und so hatten wir bis Mittag schon deutlich über 90 Vogelarten. Am Nachmittag wurde es dann naturgemäß schwieriger, in den meisten besuchten Gebieten kamen nur mehr wenige Arten dazu. Im Mühltal, wo wir wie üblich Gebirgsstelze, Wasseramsel und Mandarinente „abhaken“ konnten, gab es als Überraschung einen singenden Waldbaumläufer sowie einen Eisvogel, der sich sehr gut beobachten ließ.

 

Am Starnberger See waren alle überwinternden Taucherarten bereits abgezogen – im letzten Jahr hatten wir hier noch viele Rothalstaucher, Stern- und Prachttaucher beobachten können. So sind die Verhältnisse beim birdrace in jedem Jahr sehr unterschiedlich. Gegen 19 Uhr  beobachteten wir noch mehrere Zwergtaucher, das war die Art Nr. 104 auf der Liste. Also fehlte nur noch eine Art bis zu unserem Vorjahresergebnis von 105 Arten. Aber das Beobachterglück war uns nicht gewogen, am Starnberger See zeigte sich keine ungewöhnliche Seeschwalbe oder Möwe mehr. Unsere letzte Hoffnung war die Zwergohreule (ein seltener Gast aus Südeuropa), die in den letzten Nächten in Bernried gehört worden war. Bis 21 Uhr 30 warteten wir auf den typischen „Djü“ – Ruf der Zwergohreule, aber leider vergebens.

 

So beschlossen die ASOnauten den Tag mit 104 Vogelarten, einem Ergebnis, mit wir sehr zufrieden waren. Wichtiger als das zahlenmäßige Ergebnis beim birdrace ist ohnehin die Freude an der Vogelbeobachtung. Und das an einem Tag mit so herrlichem Wetter.

 

Und das birdrace dient ja auch noch einem guten Zweck – dafür werden Spenden gesammelt.

Beim Spendenergebnis konnten sich die ASO-Teams wieder auszeichnen. Insgesamt erzielten wir knapp 2.900 €, die dem Betrieb und der Weiterentwicklung von ornitho.de zukommen. Die ASOnauten belegten mit über 2.200 €  in der deutschlandweiten Spendenwertung den 5. Platz. Ein großes Dankeschön an alle Spenderinnen und Spender, die uns wie schon in den Vorjahren so kräftig unterstützt haben.

 

Wer sich für die Detailergebnisse interessiert, kann hier

 

das Ergebnis der StarnRacer mit Jochen Wolf und Franz Pommer,

das Ergebnis der STernglAstaucher mit Claudia Höll, Julia Höll, Jana Selzer und Peter Witzan, 

das Ergebnis der ASOnauten mit Pit Brützel, Sebastian Ludwig und Jonas Schlenger, sowie

 

das Gesamtergebnis des birdrace nachlesen.

 

In der Fotogalerie findet man einige Eindrücke des Tages - fotografiert haben die Teammitglieder der drei ASO-Teams. 

Text: Pit Brützel/Jochen Wolf; Fotos: Mitglieder der ASO-birdrace-Teams