Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Die Pfarrwiesen  im Gilchinger Wildmoos

Am Nord-Ost-Rand des Wildmooses liegen die „Pfarrwiesen“ zwischen feuchtem Moor- und trockenem Kiesboden, offenen Wiesenflächen  am Rand zum Wald (leider Fichtenwald). Derartige Übergangs­bereiche gelten als besonders artenreich.

 

Beide Wiesen umfassen zusammen gut 0,35 ha, also etwa ein „Tagwerk“. Sie sind Teil des Natur­schutz­gebiets „Wildmoos“ und des FFH-Gebiets „Moore und Buchenwälder zwischen Etterschlag und Schön­geising“. Unmittelbar neben der nördlichen Pfarrwiese findet sich ein ehemaliger Torfstich, in dem sich die Strauchbirke (Betula humilis), ein Relikt aus der Eiszeit, gehalten hat.

 

 Seit vielen Jahren werden die Pfarrwiesen vom LBV gemäht – schonend für die Insekten mit dem alt­be­kannten Balken­mäher mit seinem Messer-Mähwerk. (Die heute in der Landwirtschaft weit verbreiteten –Rotationsscheibenmäher saugen geradezu die Insekten samt ihren Eiern und Larven aus der Krautschicht und zerstückeln sie. Auch für Amphibien sind sie tödlich).

 

Mehlprimel
Mehlprimel

Wenig ertragreiche Wiesen wurden früher nur einmal und dann relativ spät – etwa ab Mitte August - gemäht. Unbeabsichtigt wurden damit spät aussamende Pflanzen gefördert. Dies nehmen wir bei der Pflege auf: Es wird nur einmal im Jahr und dann sogar erst im Herbst gemäht. Damit haben auch spät blühende Pflanzen wie der Schwalbenwurz-Enzian Zeit genug, noch ihre Samen auszuwerfen. Mit einer relativ „scharfen“, also boden­nahen Mahd werden die flach am Boden liegenden Rosetten­pflan­zen wie Mehlprimel oder Fettkraut ge­för­dert. Sie könnten sich andernfalls nicht gegen höher wachsende Gräser durchsetzen. Das Mähgut wird entfernt, damit der Boden mager bleibt und nicht verfilzt.

 

Damit sind schon einige der wertgebenden Pflanzenarten genannt, die – besonders auf der nördlichen Pfarr­wiese - zu finden sind:

 

Als „stark gefährdet“ steht der Lungenenzian (Gentiana pneumonanthe) auf den Roten Listen Bayerns und Deutsch­lands. Das Gleiche gilt für das Preußische Laserkraut (Laserpitium prutenicum).

 

„Gefährdet“ ist aber auch die zierliche, im zeitigen Frühling rosa blühende Mehlprimel (Primula farinosa), die sich durch die Pflege schon deutlich ausbreiten konnte. Gleiches ist bei dem unscheinbar blau blühenden Gewöhnlichen Fettkraut (Pinguicola vulgaris) zu beobachten. Es ist dies eine wenig durch­setzungsfähige Pflanze nährstoffarmer Feuchtflächen, die – ähnlich dem Sonnentau – auch Insekten verdauen kann. Als „gefährdet“ eingestuft ist auch die Sumpf-Ständelwurz (Epipactis palustris), eine Orchideenart.

Im jährlichen Wechsel bleiben Teilflächen als Altgrasflächen oder Rotationsbrache von der Mahd ver­schont. Darin können Insekten bzw. ihre Eier und Larven überwintern. Auch ein gestufter Saum zum Wald hin ist ein besonders wertvoller Lebensraum vor allem für Schmetterlinge. Er soll mit seinem Pfeifengras-Bestand in wechseln­den Abschnitten nur alle paar Jahre gemäht werden.

 

 

Die südliche Pfarrwiese ist weniger artenreich. Allerdings beherbergt auch sie einige „gefährdete Arten“, wie die Kriechweide (Salix repens) und den Laubfrosch (Hyla arborea).

 

 

Schwalbenwurz-Enzian
Schwalbenwurz-Enzian

Im Managementplan, der 2011 für dieses FFH-Gebiet aufgestellt wurde, wird die Landschaftspflegearbeit des LBV Starnberg dort folgendermaßen be­ur­teilt (Zitat aus dem Managementplan): „Die Bestände auf der Pfarrwiese gehören zu Mehlprimel-Kopf­bin­sen­riedern. Neben der namengebenden Rostroten Kopfbinse (Schoenus ferrugineus) kommen …. Mehlprimel (Primula farinosa) und zahlreich Gewöhnliches Fettkraut (Pinguicula vulgaris) vor…. Der Lebend­ge­bä­rende Knöterich (Polygonum viviparum) besitzt wie der Alpenhelm (Bartsia alpina) und der Weiße Germer (Veratrum album) als de­alpine Glazialrelikte hochsensible Rück­zugsrefugien. Der Erhaltungs­zu­stand dieser vorbildlich ge­mäh­ten Flächen ist hervorragend“.

 

 

 

(Text: Horst Guckelsberger, Rudi Netzsch; Fotos: Horst Guckelsberger)