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Das Ampermoos liegt am Nordrand des Ammersees und erstreckt sich zwischen Stegen und Grafrath. Es wird vom Ausfluss des Ammersees, der Amper, durchströmt. Es ist im „Drei-Ländereck“ der Landkreise Starnberg, Landsberg und Fürstenfeldbruck gelegen.
Ein großer Teil des Ampermooses wurde 1976 zusammen mit dem Ammersee und dem weiter südlich gelegenen Ammermoos in die Liste der „Feuchtgebiete von internationaler Bedeutung“ nach der Ramsar-Konvention aufgenommen. Es wurde 1982 als Naturschutzgebiet (NSG) mit ca. 529 ha ausgewiesen. Als Ramsar-Gebiet ist es auch eine „Special Protection Area“ (SPA) nach der Vogelschutzrichtlinie der EU. Seit 2006 ist es zusätzlich als „Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Gebiet“ Bestandteil des 1992 beschlossenen europäischen Verbundsystems besonders schützenswerter Lebensräume NATURA 2000.
In der Folge wurden notwendige Schutzausweisungen erlassen:
Während der Vogelbrutzeit vom 1. März bis 15. Juli gilt ein Betretungsverbot sowie ein Gebot, Hunde anzuleinen. Für die Amper gilt ein Befahrungsverbot im selben Zeitraum.
Gegen Ende der Würmeiszeit waren die Eismassen des westlichen Zweigs des Isar-Loisach-Gletschers bei Grafrath zum Stillstand gekommen und hatten dort einen Endmoränenwall aufgeschüttet. Dieser hat zunächst den Abfluss der Schmelzwässer verhindert. Sedimente haben das flache Becken nach unten abgedichtet, sodass sich darüber ein Niedermoor entwickeln konnte. Es besteht Grund zur Annahme, dass das Moos auch durch Grundwasser, das von den Seitenhängen her eindringt, gespeist wird. Demnach wird der Gegendruck, der dieses Hangwasser im Moos hält, durch einen hinreichend hohen Wasserspiegel der Amper erzeugt.
Das Ampermoos ist eines der größten Durchströmungs-Niedermoore Bayerns. Auf „Niedermoor“ deutet schon sein Name Amper“moos“ hin, denn im Bairischen steht „Moos“ für ein Niedermoor. (Ein Hochmoor, also ein nährstoff- und mineralarmes Regenwassermoor heißt dagegen „Filz“).
Kleinbäuerliche Nutzung zur Gewinnung von Einstreu führte zur Streuwiesenvegetation. Im Ampermoos treffen sich mit der Ammer aus dem Voralpenbereich eingewanderte alpine und präalpine Arten wie zB die Mehlprimel (Primula farinosa) mit Flusstal-Arten wie zB der Kantige Lauch (Allium angulosum) der Donau-Region.
Hervorragende Bedeutung hat das Ampermoos für die hochgefährdeten Wiesenbrüter wie Bekassine, Kiebitz, Wiesenpieper und Großen Brachvogel. Im Winter finden sich bis 40, einmal sogar an die hundert Kornweihen am Schlafplatz im Röhricht ein. Stark kalkhaltige Quellaustritte begünstigen Schneidried und Orchideen wie – auf dem LBV-Grundstück! - das „stark gefährdete“ Bleichgelbe Knabenkraut (Orchis ochroleuca), aber auch die seltene Schmale Windelschnecke (Vertigo angustior)und den Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Glaucopsyche nausithous). Daneben finden sich zwischen den Pfeifengraswiesen auch naturnahe Kalk-Trockenrasen.
Das Ampermoos wurde schon vor den 1960er-Jahren, also lange vor der Ausweisung als Naturschutzgebiet, vernachlässigt und damit schleichend entwertet. Grund war zum einen die zunehmende Entwässerung des Mooses. Eingriffe in das Flussbett nahe Grafrath hatten zu einer Absenkung des Wasserspiegels der Amper geführt. Zudem wurden Entwässerungsgräben durch das Moos gezogen, welche das von den seitlichen Moränenhängen herabsickernde Grundwasser dem Moos entziehen und direkt in die Amper leiten. Zum anderen änderte sich die Rinderhaltung so, dass in den Ställen keine Einstreu mehr gebraucht wurde (zB in Spaltböden). Damit entfiel die alljährliche winterliche Mahd der „sauren Wiesen“. Aber gerade diese jahrhundertelange kleinbäuerliche Nutzung hatte zu den für das Voralpenland typischen nährstoffarmen und artenreichen Streuwiesen geführt.
Entwässerung und Nutzungsaufgabe führten zu Verbrachung und Verbuschung. Damit verloren auch typische Wiesenbrüterarten ihren Lebensraum: Die Bestände von Kiebitz und Bekassine nahmen dramatisch ab, das hinreißende Flöten des Großen Brachvogels war nicht mehr zu hören, Uferschnepfe und Rotschenkel starben aus, ebenso der Birkhahn. (Er ist als „Spielhahn“ nur noch in der bairischen Folklore allgegenwärtig…). Noch früher hatte sich die Rohrdommel, ihres dumpfen Rufes wegen auch „Mooskuh“ genannt und ein Charaktervogel des Ampermooses, als Brutvogel verabschiedet.
Unübersehbar wurden zudem Moorsackungen – immer tiefer werdende Senken und Gräben als eine Folge des Abbaus der Moorsubstanz durch sinkenden Grundwasserspiegel. Moorböden, die den Kontakt mit dem Grundwasser verloren haben, mineralisieren. Dadurch verlieren die angepassten und zumeist seltenen Pflanzen den Konkurrenzkampf mit Allerweltsarten. Damit verschwinden auch daran angepasste Tierarten wie Schmetterlinge und Heuschrecken. Austrocknende Moore setzen zudem große Mengen klimaschädlicher Treibhausgase frei.
Um dem Verfall Einhalt zu gebieten, fanden sich Anfang der 1990er-Jahre auf Initiative von Robert Volkmann eine Reihe von Natur- und Vogelschützern aus der Region, besonders engagiert der LBV Starnberg, in einer „Schutzgemeinschaft Ampermoos“ zusammen. Dieser Zusammenschluss war umso notwendiger, als das Ampermoos für jeden der drei Landkreise Landsberg, Fürstenfeldruck und Starnberg sehr dezentral gelegen ist. Vorrangiges Ziel war es, den stark abgefallenen Grundwasserspiegel im Moos wieder auf ein verträgliches Maß anzuheben. Konnte man um die Wende vom 19. zum 20. Jhd. noch die Amper zwischen Grafrath und Stegen mit dem Schiff befahren – das Gasthaus „Zum Dampfschiff“ in Grafrath gibt davon Zeugnis - und dabei mühelos das Ampermoos überblicken, so lag in den 1990er-Jahren und später die Wasseroberfläche bis zu 1,5 m tiefer als das umgebende Moos.
Auf wiederholte Interventionen hin entschied dann das Umweltministerium unter Thomas Goppel 1997, den Grundwasserspiegel bei Mittelwasser durch den Bau einer Sohlschwelle bei Grafrath um 40 cm (gefordert hatten wir 60 cm, zuvor sogar 100 cm) anzuheben. Damit sollte vor allem bei Niederwasser ein Mindestpegel gehalten werden – bei Hochwasser hingegen wirkt sich der Aufstau ohnedies kaum aus. Nach jahrelangen Verzögerungen infolge von Einwendungen konnte 2013 endlich die „Raue Sohlrampe“ (so der neue Fachbegriff) bei Grafrath eingeweiht werden. Diese Steinschüttung nahe dem Gasthaus „Dampfschiff“ hat sich inzwischen gar zu einer lokalen Attraktion entwickelt.
Über die Geschichte der "Schutzgemeinschaft Ampermoos" sowie die Einweihung der Rauen Sohlrampe können Sie in 2 Artikeln in unserem Rundschreiben Herbst/Winter 2013 nachlesen.
Erste Erfolge des Staus stellten sich – nach ca. drei Jahren überraschend rasch - ein: Weite Teile des Mooses sind erkennbar feuchter geworden. Das Bett der Amper ist vor allem bei Normal- und Niederwasserstand wieder einigermaßen gefüllt. Es dürfte allerdings deutlich länger dauern, bis auch Auswirkungen auf die Pflanzenwelt erkennbar werden.
Diese technische Maßnahme alleine würde jedoch nicht ausreichen, den Wert des Ampermooses zu erhalten. Ein weiterer Erfolg für den Naturschutz war 1997 die Entscheidung der Staatsregierung, „International bedeutsame Feuchtgebiete“ professionell betreuen zu lassen. Als „Gebietsbetreuer für das Ramsar-Gebiet Ammersee“ wurde 1997 Dipl.-Geogr. Christian Niederbichler als Bayerns erster Gebietsbetreuer eingesetzt. Leider wurde dafür - wie es angebracht wäre – keine staatliche Stelle geschaffen. Die Trägerschaft und damit die Kosten übernahm der LBV mit starker Förderung durch den Bayerischen Naturschutzfonds. Einen kleinen Kostenanteil tragen der Bezirk Oberbayern und die beteiligten Landkreise.
Die fachkundige Beratung der Landwirte, die im Auftrag der Naturschutzbehörden und des Landschaftspflegeverbands FFB große Flächen im Naturschutzgebiet mähen, hat zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensraumbedingungen in den Moorwiesen geführt. So werden z. B. gemähte Flächen durch ein- oder mehrjährige Altgrasstreifen unterbrochen. Die fachlich fundierte Wiederaufnahme der herbstlichen Streumahd machte sich beim Bestand der Bekassine (Gallinago gallinago) als Brutvogel besonders bemerkbar. Wurden anfangs nur noch zwölf Brutpaare gezählt, so sind es nach 20 Jahre fast drei Dutzend. Damit gehört das Ampermoos trotz dieser eher bescheiden anmutenden Zahl zu den drei Top-Brutgebieten Bayerns. Über diese Erfolgsgeschichte kann man sich hier informieren.
Zugleich ist der Große Brachvogel (Numenius arquata) als Brutvogel ins Moos zurückkehrt. Nachdem er vollkommen verschwunden war, konnten nach jahrelanger, sehr aufwändiger Betreuung durch Susanne Hoffmann 2016 wieder sechs Brutpaare beobachtet werden. Leider lassen die Bruterfolge noch zu wünschen übrig – Beutegreifer wie der Fuchs holen die Nestflüchter noch bevor diese flügge sind.
Gebietsbetreuer Christian Niederbichler hatte schon das Pfingsthochwasser 1999 zum Anlass genommen, auf die Bedeutung der das Naturschutzgebiet umgebenden Flächen hinzuweisen.
Durch die Umwandlung von Grünland in Ackerland und den Anbau von Mais auf riesigen Flächen in unmittelbarer Umgebung des Naturschutzgebiets hat sich die Qualität der notwendigen Pufferzone rund um das Naturschutzgebiet in den vergangenen Jahren deutlich verschlechtert. Intensiv genutztes Wirtschaftsgrünland (siehe Foto) reicht bis an die Grenze des Naturschutzgebietes heran. Inzwischen ist dort teilweise Maisacker.
Ein Austausch von Arten zwischen Moos und Umgebung – auch für Schmetterlinge etwa ist er essentiell - wird dadurch verhindert. Das Ampermoos als wertvolles Naturerbe zu erhalten und zu entwickeln bleibt also auch weiterhin eine Herausforderung für den LBV und die Behörden.
Das Innere des Ampermooses ist durch Wege so gut wie nicht erschlossen – ein Vorteil für die Natur. Einen Blick ins Moos, auf die Endmoränenkette bei Grafrath und, nach Süden zu, bis zur Alpenkette mit Wetterstein und Ammergauer Bergen ermöglicht ein Naturbeobachtungsturm bei Kottgeisering. Mehrere Tafeln informieren über das Moos und seine Bewohner. Mit Info-Tafeln beim Wasserwachtgelände nahe dem Gasthaus „Dampfschiff“ in Grafrath stellt das Wasserwirtschaftsamt die Bedeutung der „Rauen Sohlrampe“ dar – ebenfalls ein empfehlenswertes Ziel für interessierte Besucher.
(Text und Fotos, soweit nicht anders angegeben : Horst Guckelsberger)
in folgendem Video wird die Tätigkeit des Gebietsbetreuers Christian Niederbichler bei der Landschaftspflege dokumentiert. Cjhristian Niederbichler berichtet über viel Wissenswertes aus der Tier- und Pflanzenwelt des Ampermooses.