Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Der Hirschkäfer (Lucanus cervus)

Schützenswerter Waldbewohner und größter Käfer Europas

Hirschkäfer beim Kampf - Ralph Sturm, LBV-Bilddatenbank
Hirschkäfer beim Kampf - Ralph Sturm, LBV-Bilddatenbank

Der Hirschkäfer (Lucanus cervus) gehört zur Familie der Schröter und ist einer der größten Käfer Europas. Seinen Namen verdankt er den vergrößerten, geweihartig ausgebildeten Oberkiefern.

 

Die Käfer sind in Süd-, Mittel- und Westeuropa, nördlich bis Südschweden verbreitet. Lokal kommen sie auch in England, Kleinasien und ostwärts bis Syrien vor. Sie leben vor allem in warmen Wäldern, im Offenland wie Streuobstwiesen, Alleen und Parks. Dort kann man sie vor allem in der Dämmerung beobachten.

 

Im Allgemeinen sind die Männchen mit etwa 3,5 bis 8 Zentimetern größer als die Weibchen, die nur 3 bis 5 Zentimeter erreichen. Beide Geschlechter tragen auf der Vorderseite der Oberschenkel leuchtend gelbe Flecken. Diese werden von zahlreichen, dicht aneinander stehenden Haaren gebildet. 

 

Besonders auffällig bei den Männchen ist natürlich das „Geweih“. Das sind die massiv vergrößerten Mandibeln (Oberkiefer), die bei den Männchen rotbraun schimmern. Sie können bei besonders großen Exemplaren fast die Hälfte der Körperlänge ausmachen.

 

Die Weibchen haben einen schmaleren Kopf und normal entwickelte Oberkiefer. In Zeiten schlechter Nahrungsverfügbarkeit kommt es gelegentlich zu „Hungermännchen“, bei denen die Männchen auffallend klein sind. Beide Geschlechter können zupacken, wobei das Weibchen mit seinen deutlich kleineren Kiefern kräftiger und damit schmerzhafter zupacken kann.

 

Lebenserwartung

Im April/Mai verlassen die Käfer die Erdhülle und graben sich dicht unter der Erdoberfläche ein, wo sie auf einen geeigneten Schlupftermin warten. Sie schlüpfen im Alter von 3 bis 8 Jahren. Nach dem Schlüpfen beträgt die Lebenserwartung nur wenige Wochen und auch die Weibchen sterben im Spätsommer.

 

Gefährdung

Der Hirschkäfer wird in der Roten Liste aufgrund seines drastischen Rückgangs als „stark gefährdet“ (Kategorie 2) eingestuft. In der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) ist er im Anhang II aufgeführt. Das bedeutet, dass die nationalen Behörden aufgefordert sind, zum Schutz der Art besondere Schutzgebiete im Rahmen des Natura 2000-Netzwerks einzurichten. Der Bestandsrückgang ist vor allem auf den Verlust von Lebensräumen, insbesondere von Bruthabitaten, zurückzuführen.

 

Schutzmaßnahmen

Neben dem Belassen von Wurzelstöcken gefällter Laubbäume kann auch ein künstlicher Käferhaufen, ein sogenannter Käfermeiler, angelegt werden. Dieser kann mit teilweise zersetztem Totholz ebenfalls einen geeigneten Lebensraum für Käferlarven bieten. Ein solcher Käfermeiler wurde 2024 in unserem Umweltgarten angelegt.

 

Beobachtungstipp

Hirschkäfer lassen sich am besten an warmen Sommerabenden nach Einbruch der Dämmerung beobachten. Häufig werden künstliche Lichtquellen wie Straßenlaternen oder offenes Feuer angeflogen. Im Landkreis Starnberg ist sein bevorzugter Lebensraum der Westen des Landkreises - vor allem das Ammerseeufer, genauer gesagt die Strecke zwischen Fischen und Schöngeising. Aber auch hier kämpft er quasi ums Überleben, denn neben natürlichen Feinden wie Specht oder Fuchs bedroht die Intensivierung der Forstwirtschaft seinen Lebensraum.

 

Text: Katharina Roppert-Engert

 

Fakten und Zusammenfassung

·       Klasse: Insekten

·       Ordnung: Käfer

·       Familie: Hirschkäfer

·       Gattung: Lucanus

·       Art: Hirschkäfer (Lucanus cervus)

·       Verbreitung: Europa und Asien

·       Lebensraum: Laub- und Mischwälder

·       Gewicht: männliche Tiere bis zu 12 g, weibliche Tiere bis zu 6 g

·       Soziales Verhalten: Einzelgänger, paaren sich nur zur Fortpflanzung

·       Fortpflanzung: Weibchen legen Eier in morsches Holz, Nachwuchs entwickelt sich dort bis zur vollständigen Metamorphose

·       Insekt des Jahres 2012