Bis in die 1950er Jahre war sie so häufig, dass sie gesammelt wurde und als Schweinefutter diente – heute ist sie vom Aussterben bedroht: die Bachmuschel (Unio crassus). Sie ist eine der
seltensten heimischen Muschelarten. Inzwischen sind die Bestände dramatisch zurückgegangen, 90% der Populationen in Deutschland sind erloschen. Ursachen sind die verschmutzten, überdüngten und
verbauten Gewässer. Auch das Verschwinden der Wirtsfische trug dazu erheblich bei. Bei uns kommt sie vereinzelt noch vor.
Die Bachmuschel lebt verborgen am Grunde kleiner Gewässer. Sie fischt organische Schwebstoffe aus dem Wasser. Dazu filtert sie bis zu vier Liter pro Stunde. Ausgewachsen erreicht sie eine Größe
von sechs bis acht Zentimetern und wird bis zu 30 Jahre alt.
Faszinierend ist die ausgefallene Art ihrer Fortpflanzung. Die Männchen geben im geschlechtsreifen Alter von drei bis vier Jahren ihre Spermien ins Wasser ab. Die Weibchen müssen sie mit dem
Wasser aufnehmen, damit eine Befruchtung stattfindet. In drei bis sechs Wochen entwickeln sich in den Brutkammern der Weibchen dann etwa 0,2 Millimeter große Larven. Sie geben diese danach ins
Wasser ab. Die Larven müssen nun möglichst schnell einen Wirtsfisch (z.B. Elritze, Aitel, Müllkoppe) finden, da sie sonst sterben. Dort halten sich die Larven an den Kiemen der Wirtsfische fest
und wachsen innerhalb weniger Wochen zu einer winzigen Jungmuschel heran. Danach verlässt die Jungmuschel den Wirtsfisch, der dies unversehrt übersteht. Sie lässt sich auf den Gewässergrund
sinken und vergräbt sich dort für zwei bis drei Jahre. Erst dann bewegt sich die erwachsene Muschel an die Oberfläche des Sediments. .
Diese kleinen Bachmuschel-Populationen gilt es zu bewahren. Dafür setzen sich Franz Wimmer und Stefan Schilling ein. Sie ließen sich dazu zu Muschelberatern ausbilden.
Ein ausführliches Merkblatt des Bayerischen Landesamtes für Umwelt zur Biologie und zu den Schutzbedürfnissen der Bachmuschel finden Sie hier.
(Text: Stefan Schilling)