Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Ehemaliges Pionierübungsgelände Krailling 

 

Foto: Piogelände, Claudius Birke
Foto: Piogelände, Claudius Birke

Der ehemalige Pionierübungsplatz in der Gemeinde Krailling ist einer der letzten Reste der früher großflächig rund um München typischen Trockenbiotopkomplexe. Das Gelände ist Teil des Landschaftsschutzgebietes „Kreuzlinger Forst“. Für viele Tiergruppen (Vögel, Reptilien, Amphibien, Libellen, Heuschrecken, Ameisen, Tagfalter) ist das Gebiet landesweit bedeutsam (Stellwag, 2004).

 

Die heutige Naturschutzbedeutsamkeit ergibt sich zum einen aus der bis in das Mittelalter zurückreichenden historischen Nutzung zur Weide als sogenannte Hutewälder, zum anderen aus dem vielfältigen Mosaik der vom Militär zwischen 1935 und 1992 geschaffenen offenen und halboffenen Böden und den Gruben. Es ist ein "Lebensraum aus zweiter Hand", ein Sekundärbiotop.

 

Zur Erhaltung der hohen Habitatqualitäten muss eine behutsame Nutzung fortgeführt bzw. durch Pflegemaßnahmen ersetzt werden.

 

Das Ziel ist der Erhalt und die Entwicklung der regionaltypischen, offenen bis halboffenen Trockenhabitate und die Bewahrung eines kleinräumigen Mosaiks unterschiedlicher Sukzessionsstadien. Besondere Berücksichtigung finden dabei Pioniergewässer, vegetationsarme Flächen und Magerrasen.

 

Seit dem Ende der militärischen Nutzung zu Beginn der 90-iger Jahre werden Teilbereiche des Gebietes vom LBV Starnberg in Kooperation mit dem zuständigen Bundesforstamt und mit starker Unterstützung der Gemeinde Krailling gepflegt und entwickelt. Es ist in hohem Maße der Zusammenarbeit von Forst, Gemeinde und LBV Starnberg zu verdanken, dass nach der Einstellung des militärischen Übungsbetriebes eine derart hohe Artenvielfalt und die Vorkommen zahlreicher naturschutzbedeutsamer Arten noch bestehen.

 

Von zentraler Bedeutung als charakteristische Art des ehemaligen Truppenübungsplatzes ist die bayernweit vom Aussterben bedrohte Wechselkröte (Bufo viridis, Rote Liste Bayern (RLB) 1). Ihr Bestand zählt mit zu den wenigen noch verbliebenen auf der Münchener Ebene. Zur Förderung dieses Pionierbesiedlers wurden künstlich mehrere kleine Flachgewässer angelegt und Umsiedlungsaktionen durchgeführt. Wichtig sind temporäre gut besonnte und fisch- und vegetationsfreie Tümpel, wie sie in Kiesgruben oder Truppenübungsplätzen häufig vorkommen.

  

Weitere Schätze des Pioniergeländes sind zahlreiche gefährdete Pflanzenarten, wie der Regensburger Geißklee (Chamaecytisus ratisbonensis RL BY 3), der Kreuz-Enzian (Gentiana cruciata RL BY 3) oder das Helm-Knabenkraut (Orchis militaris RL BY 3). Faunistisch erwähnenswert sind u.a. die Schlingnatter (Coronella austriaca, RL BY 2), der Laubfrosch (Hyla arborea, RL BY 2), die Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens, RL BY 2) oder das Wald-Wiesenvögelchen (Coenonympha hero, RL BY 1)

 

 

Lebensraumtyp:

Trockenbiotop-Komplex mit Kalk- sowie Silikat-Magerrasen, vegetationsarmen Flächen, fünf großflächigen, künstlich ausgehobenen Gruben, Waldgesellschaften und Tümpeln

 

Größe:

Gesamtfläche ca. 69 ha; ein beträchtlicher Teil der erforderlichen Pflegemaßnahmen im gesamten Gelände wird von der LBV-Kreisgruppe Starnberg ausgeführt.

 

Rechtlicher Schutzstatus:

im Landschaftsschutzgebiet „Kreuzlinger Forst“ zusätzlich ausgewiesen als Bannwald

 

Pflegemaßnahmen:

Regelmäßige Pflege durch ein- oder zweimalige Mahd mit Balkenmäher und Freischneider mit wechselnden Brache-Streifen auf festgelegten Flächen. Das Mähgut wird in Handarbeit zusammengerecht, auf Planen an den befahrbaren Rand der Flächen gezogen und später abtransportiert. Weitere Flächen werden bedarfsweise in die Mahd einbezogen. Zur Offenhaltung von Teilflächen erfolgt in der kalten Jahreszeit zusätzliches Schwenden; weitere Maßnahmen sind das Entfernen von Baumaufwuchs, das teilweise Abschieben von Vegetation/Oberboden sowie die Anlage und Pflege kleiner Flachgewässer. Die Müllbeseitigung in dem viel besuchten Gelände gehört eigentlich nicht zu unseren Aufgaben wird aber notgedrungen auch übernommen. Alle Maßnahmen erfolgen stets in enger Abstimmung mit der Gemeinde Krailling auf der Grundlage eines Pflege- und Entwicklungsplans (PEPl)) und dem Bundesforst.