Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Von der Flussseeschwalbe zur Floßseeschwalbe - Erfahrungen beim Floßbau

Flussseeschwalben sind Kiesbrüter (Foto: Regina Krieger)
Flussseeschwalben sind Kiesbrüter (Foto: Regina Krieger)

 

Flussseeschwalben brüteten bei uns im Binnenland ursprünglich auf Kiesbänken oder Kiesinseln an Flüssen und Seen. Durch vielfältige Wasserbaumaßnahmen wie Flussbegradigungen, Bau von Hochwasserdämmen etc. haben diese Strukturen aber stark abgenommen. Damit sind auch die natürlichen Bruthabitate für die Flussseeschwalbe verschwunden. Abhilfe schaffen seit einigen Jahrzehnten künstliche Nistflöße, die auf Flüssen, Seen oder Kiesweihern verankert werden. Da die Flöße im Hauptverbreitungsgebiet der Art (in Bayern liegt dieses im Alpenvorland, d. h. südlich der Donau) oft schnell „entdeckt“ und angenommen werden, handelt es sich um eine vielversprechende Artenhilfsmaßnahme.

 

Bau des Holzbohlen-Floßes mit erhöhter Brutplattform am Starnberger See 2008 (Foto: LBV Starnberg)
Bau des Holzbohlen-Floßes mit erhöhter Brutplattform am Starnberger See 2008 (Foto: LBV Starnberg)

 

 

 

Die meisten Flöße sind Marke Eigenbau und es gibt nur wenige konkrete Bauanleitungen. Welcher Floßtyp und welche Floßgröße am besten geeignet sind, muss für jeden Standort individuell entschieden werden. Natürlich spielen auch finanzielle Aspekte eine Rolle. Generell gilt, dass sich die Floßgröße nach der Gewässergröße richten sollte. Ist starker Wellengang zu erwarten, muss das Floß höher, größer und stabiler ausfallen. Ebenso die Verankerung. Auf kleinen Teichen und Weihern sind auch Miniflöße von einem bis wenigen Quadratmetern möglich.

 

Hier berichten wir über die Erfahrungen beim Bau unserer LBV-Brutflöße am Starnberger See und am Gilchinger Jais-Weiher.

 

 

 

Großfloß mit Leichtmetallschwimmkörpern und Lärchenholzplattform am Starnberger See 2021 (Foto: Franz Wimmer)
Großfloß mit Leichtmetallschwimmkörpern und Lärchenholzplattform am Starnberger See 2021 (Foto: Franz Wimmer)

Schwimmkörper

Als Schwimmkörper können verschiedenste Materialien dienen.

  • Es eignen sich unbeschichtete Alu- und Edelstahlfässer oder professionelle Alu-Leichtmetallkonstruktionen aus dem Bootsbau (allerdings kostenintensiv).
  • Von porösen Materialien wie Styrodur/Styropor oder Isolierplatten ist aufgrund der Abgabe von (Mikroplastik-)Partikeln ins Gewässer heutzutage komplett abzuraten.
  • Hohlkörpersysteme aus robusten Kunststoffen (z. B. Jetfloat-Elemente, Kanister, Rohre) sind leicht händelbar und relativ kostengünstig. Auch hier sollte aber der mögliche Abrieb bei längerem Gebrauch bedacht werden, und die Materialwahl mit dem Wasserwirtschaftsamt oder Kieswerksbetreiber abgesprochen werden.
  • Als natürliches Material bieten sich Holzbohlen an. Doch das hohe Eigengewicht erschwert die Konstruktion und Ausbringung. Zudem ist die Schwimmfähigkeit des Holzes begrenzt, da es sich über die Jahre mit Wasser vollsaugt.
Brutplattform mit Kükenunterständen am Starnberger See (Foto: Franz Wimmer)
Brutplattform mit Kükenunterständen am Starnberger See (Foto: Franz Wimmer)

Brutplattform

 

Auf den Schwimmkörper kommt als Aufbau die eigentliche Brutplattform (ggf. in Zusammenarbeit mit Zimmerei). Dafür eignet sich witterungsbeständiges Lärchenholz. Der Boden muss durchlässig bleiben, damit Regenwasser abfließen kann und keine Staunässe entsteht. Das gelingt durch schmale Spalten im Holzbelag oder Lochbohrungen.

 

Auf diesen Bretterboden wird eine Schicht Kies als natürliches Substrat für den Nestbau der Flussseeschwalbe ausgebracht. Ideal ist eine mindestens 2 cm hohe Schicht mit Kiesgröße 4-8/8-16 mm (bei der Planung hohes Eigengewicht beachten). 

 

Kükenunterstände

Als Schutz vor Hitze und Regen, aber auch vor Prädatoren, müssen auf den weitgehend vegetationsfreien Plattformen Kükenunterstände aufgestellt werden. Strukturen, die sich aufheizen (z. B. Rundziegel) sind weniger gut geeignet. Ideal sind einfache selbstgezimmerte Unterstände aus Holz.

 

Kükenschutzzaun vs. Aufstiegshilfen

 

Bei größeren, überstehenden Brutplattformen wird ein mindestens 40 cm hoher Kükenschutzzaun als Umrandung angebracht (aus engmaschigem Drahtgitter, Maschenweite 1x1cm). So wird verhindert, dass Küken abstürzen und ins Wasser fallen.

 

Bei fast flüggen Jungvögeln kann es trotzdem passieren, dass sie bei den ersten Flugversuchen im Wasser landen und nicht mehr hinauf kommen. Falls das beobachtet wird, schafft ein kleines „Rettungsflößchen“ im Randbereich Abhilfe. Oft reicht dafür ein dickeres Holzbrett, auf das sich die Jungen retten können. Sie werden dort von den Eltern weitergefüttert.

 

Alternativ zum Kükenschutzzaun können flache Rampen als Aufstiegshilfen angebracht werden. Gerade bei Miniflößen sind sie zu empfehlen. Damit die Küken nicht abrutschen, können kleine Holzlatten als Querleisten angebracht werden. Allerdings wird so auch Beutegreifern der Aufstieg erleichtert. Bei der Verwendung von Aufstiegshilfen muss sichergestellt sein, dass kein erheblicher Prädationsdruck durch „schwimmende“ Räuber besteht (z. B. Wanderratte, Mink, Raubfische bei im Wasser schwimmenden Küken).


Wartung

Nach Abschluss bzw. vor Beginn der Brutsaison wird das Floß gewartet und gereinigt. Dabei wird aufgewachsene Vegetation entfernt (besonders bei nährstoffreichen Gewässern nötig). Falls auch Lachmöwen auf dem Floß brüten, kann sich zudem extrem viel Nistmaterial ansammeln. Verbackener Kies wird danach mit Rechen und Schaufel aufgelockert. Wenn man den Kies den Winter über zu Haufen aufschichtet, kommt das auch dem Holz zugute, das in dieser Zeit trocknen und „auslüften“ kann.

(Text: Dr. Andrea Gehrold, Gebietsbetreuung Starnberger See)